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<p>Die Nordhorner &bdquo;Israelitische Gemeinde&ldquo; war eine nur kleine Gemeinschaft, niemals hatte sie mehr als 50 Mitglieder in etwa 12 Familien, was um 1900 einem Bev&ouml;lkerungsanteil von 0,8% entsprach (genau dem Durchschnitt des Deutschen Reiches entsprechend). Drei Berufe wurden von Juden ausge&uuml;bt: Schlachter/Viehh&auml;ndler, Textilh&auml;ndler, Altwarenh&auml;ndler.</p><p>J&uuml;dinnen und Juden gab es in Nordhorn seit &uuml;ber 350 Jahren. 1649 wurde erstmals die Ansiedlung eines &bdquo;Schutzjuden&ldquo; gemeldet. Die j&uuml;dischen Familien waren in Nachbarschaft und im Kollegenkreis der innerst&auml;dtischen Kaufmannschaft wohl gelitten; zumindest sind aus Nordhorn &uuml;ber weite Strecken der Geschichte &ndash; wie auch f&uuml;r die ganze Grafschaft &ndash; keine Berichte von Pogromen, von gewaltsamen &Uuml;bergriffen oder einschneidenden Diskriminierungen bekannt. Vermutlich liegen die Gr&uuml;nde daf&uuml;r in der N&auml;he zu den liberaleren Niederlanden und der konfessionellen Vielfalt Nordhorns. So entwickelte sich eine &bdquo;passive Toleranz&ldquo;: Man lie&szlig; den anderen gelten; aber man interessierte sich nicht sonderlich f&uuml;r ihn.</p><p>Vor diesem geschichtlichen Hintergrund kann man den Schock des Jahres 1933 verstehen. Die NS-Regierung ordnete Judenfeindschaft an &ndash; und die Bev&ouml;lkerung Nordhorns und der Grafschaft wehrte sich kaum. Aus Nachbarn waren &uuml;ber Nacht Juden geworden. Viele Nordhorner Juden fanden in der Shoah den Tod, als erster Moritz Schaap 1941 in Mauthausen, als letzte Jenni Frank und Tochter Else 1944 im KZ Stutthof. Von den &Uuml;berlebenden ist 1953 nur Salomon Cohen mit seiner Familie auf Dauer nach Nordhorn zur&uuml;ckgekehrt. Er &uuml;bernahm den Schlachterbetrieb seines ermordeten Bruders Isaak.</p><p>Ein zentraler Gedenkort ist der Gedenkstein gegen&uuml;ber der Kirche &bdquo;St. Augustinus&ldquo; in der Burgstra&szlig;e. Seit 1977 erinnert er an die im Jahr 1938 zerst&ouml;rte Synagoge und die zerst&ouml;rte Gemeinde, &bdquo;den Lebenden zur Mahnung&ldquo;. Insgesamt 36 Stolpersteine des K&uuml;nstlers Gunter Demnig erinnern an die unter dem NS-Terror zu Tode gekommenen Nordhorner*innen.</p>

Koordinate
52.43600495, 7.0708207534771
Bundesland
Niedersachsen
Ereignisse
Titel
1649 wurde erstmals die Ansiedlung eines „Schutzjuden“ gemeldet.
Datum Von
1500-01-01
Datum Text
Frühe Neuzeit
Datum bis
1870-12-31
Epoche universalgeschichtlich
Titel
Die Synagoge sowie die Privat- und Geschäftshäuser der jüdischen Bürger*innen wurden verwüstet.
Ereignisart
Datum Von
1933-01-01
Datum Text
Nationalsozialismus
Datum bis
1944-12-31
Epoche universalgeschichtlich
Literatur
Gerhard Naber: Sie waren unsere Nachbarn! Auf den Spuren jüdischen Lebens in Nordhorn - ein Stadtgang. In: Landkreis Grafschaft Bentheim (Hg.): Auf Spuren jüdischen Lebens in der Grafschaft Bentheim, Bad Bentheim 2. Aufl. 2003, S. 226-264
Redaktionell überprüft
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