Horst Peter Eisfelder und Familie

Die vierköpfige Familie Eisfelder und andere Verwandte waren sich sehr bald der Gefahren bewusst, die der Rassismus der Nazis für jüdische Menschen mit sich bringen würde. Nach vergeblichen Versuchen, in verschiedenen Ländern ein Visum zu erhalten, gehörten sie zu der ersten Flüchtlingswelle in Shanghai. Ein US-amerikanischer Verwandter half ihnen bei der Gründung des Café Louis im Stadtzentrum, das bald für seine deutschen und Wiener Backwaren bekannt war - und die ganze Familie und einige Chinesen beschäftigte. Sie meisterten auch die nächste große Hürde, einen erzwungenen Umzug 1943 in ein Armutsviertel. Horst, noch ein Jugendlicher, knüpfte lebenslange Freundschaften, die über Zeit und Ozeane hinweg Bestand hatten.

Beruf
Fotograf, Bäcker
Geburtsdatum
November 14, 1925
Geburtsort
Berlin, Deutschland
Gender
Mann
Literatur
Eisfelder, Horst. Chinese Exile: My Years in Shanghai and Nanking, Avotaynu Books, 2003
https://www.avotaynu.com/books/ChineseExile.htm
Eisfelder, Horst P. Exil in China: Meine Jahre in Shanghai und Nanking, Kitab, Klagenfurt 2009. https://aggb-katalog.de/vufind/Record/hwk.a0059056
History of Photography, Winter 1999, Photography and the Holocaust. Pages 356-359 “My Photographic Career in Shanghai, Horst ‘Peter’ Eisfelder”
https://doi.org/10.1080/03087298.1999.10443344
Sonstiger Name
Café Louis, Shanghai
Stationen
Titel
Berlin
Adresse

Kufsteinerstr. 3
10825 Berlin
Deutschland

Geo Position
52.487982427471, 13.337358443944
Stationsbeschreibung

Horst (geb. 14. November 1925) war der zweite Sohn von Louis (geb. 12. Mai 1893) und Hedwig Eisfelder (geb. 8. April 1893). Erwin wurde am 18. April 1923 geboren. Die Familie lebte bis zu ihrer Flucht in Berlin. Gleich nach der Machtübernahme Hitlers versuchten die Eisfelder-Eltern zu emigrieren, bekamen aber mehrere Jahre lang keine Visa. Im Oktober 1938 reiste Horst schließlich mit seinen Eltern und seinem älteren Bruder Erwin sowie einem Cousin, einem Onkel und einer Tante von Berlin nach Triest, um nach Shanghai zu segeln, dem einzigen großen offenen Hafen weltweit, für den es damals keine Visumspflicht gab.

Jüdische Flüchtlinge durften nur das Nötigste oder Handwerkszeug plus 10 Mark pro Person mitnehmen.

Titel
Prägende Jahre in Shanghai
Untertitel
Horsts Schulzeit, Fotografie und Familie Café Louis.
Von
1938
Bis
1947
Adresse

25 Changyang lu
(formerly known as Ward Road)
Hong Kou Qu
Shanghai
Shang Hai Shi, 200086
China

Adressbeschreibung
The colonial name 'Ward Road' is now replaced with the Chinese name 'Changyang lu'. Hongkew (or Hong Kou Qu) is east of the center, across the Garden Bridge in the formerly 'Japanese occupied' zone.
Stationsbeschreibung

Die einzige Möglichkeit, ein neues Unternehmen zu gründen, war ein Kredit von jüdischen Geschäftsleuten und Philanthropen aus Shanghai - oder von im Ausland lebender Familie. Die sehr erfolgreichen britisch-jüdischen Handelshäuser       Sassoon und Kadoorie stellten beträchtliche Mittel und Wohnungen zur Verfügung, um die internationalen jüdischen Hilfsorganisationen bei der Unterbringung der ankommenden Flüchtlinge mit Wohnheimen, Suppenküchen, Schulen und mehr zu unterstützen.

Bereits nach drei Monaten eröffneten die Eisfelders mit Unterstützung ihrer amerikanischen Familie das Café Louis in der French Concession. Es war bald für seine feinen europäischen Kuchen bekannt. Horst besuchte die englisch-jüdische Schule. Die Freundschaft mit seinem Klassenkameraden Michael Blumenthal sollte ein Leben lang halten.

Im Jahr 1943 zwang die japanische "Proklamation" alle "staatenlosen Flüchtlinge nach 1937" (ein Euphemismus für jüdische Flüchtlinge), Café und Wohnräume nach Hongkew zu verlegen.  Das Café wurde hauptsächlich von den Eltern, Bruder Erwin und anderen Familienmitgliedern betrieben. Das Viertel Hongkew war im jüngsten chinesisch-japanischen Krieg halb zerstört. Wegen der vielen wiederaufgebauten deutschsprachigen Geschäften hiessen einige Strassen bald "Klein-Berlin" oder "Klein-Wien". 

Horst interessierte sich für Fotografie und begann 1944 eine Lehre. Er dokumentierte das Leben in Shanghai mit seiner Kamera, ein Augenzeugenbericht, der heute in mehreren Museen und Archiven zu finden ist - und die Grundlage für viele seiner späteren Vorträge und Interviews bildet.

Titel
Friedliches Leben in Melbourne
Untertitel
Die Geschichte der Shanghaier Flüchtlinge mit Fotos und Veröffentlichungen lebendig halten
Von
1947
Bis
2023
Adresse

Melbourne
Melbourne Victoria 3000
Australien

Geo Position
-37.814718371069, 144.96142933661
Stationsbeschreibung

Nächste Station: Friedliches Leben in Melbourne, 1947 - 2023 

Nach dem Krieg suchte die Familie eine Möglichkeit auszuwandern und zog 1947 nach Australien. Horst sollte sein ganzes Leben in Melbourne verbringen. Er heiratete Greta, ebenfalls ein Berliner Flüchtling. Sie hatten zwei Söhne, Rodney & Kevin, und 4 Enkelkinder.

Horst Eisfelder war sehr involviert, die Geschichte der jüdischen Flüchtlinge in Shanghai in Erinnerung zu halten, hielt viele Vorträge und veröffentlichte ein Memoir: Die Links im obigen Kapitel führen zu Interviews und Vorträgen - wie dem der SHOAH Foundation 1996 und dem des Jüdischen Museums Berlin mit Michael Blumenthal, dem emeritierten Gründungsdirektor und ehemaligen Finanzminister unter Präsident Carter im Jahr 2006.

Die Dauerausstellung "Wir waren Nachbarn" in Berlin Schöneberg erinnert an seine Geschichte und die anderer deutscher Juden, die in dem Viertel lebten. Mein Dank gilt der Kuratorin Frau Dr. Ladwig-Winters und Helmut Jerabek für die freundliche Genehmigung zur Verwendung der Kindheitsfotos und biographischen Informationen der Familie Eisfelder.

Sterbedatum
May 11, 2023
Sterbeort
Melbourne, Australien

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Autor
Mechthild Schmidt Feist
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