Fritz Ascher wurde am 17. Oktober 1893 in Berlin als Sohn des Zahnarztes und Kaufmanns Dr. Hugo Ascher (geb. Neugard, 27. Juli 1859 – gest. 18. August 1922, Berlin) und der Minna Luise Ascher (geb. Schneider, Berlin, 17. Januar 1867 – gest. 17. Oktober 1938) geboren. Hugo Aschers Geschäft war erfolgreich, und 1909 zog die Familie in eine Villa in der Niklasstraße 21-23 in Berlin-Zehlendorf, die von dem bedeutenden Architekten Professor Paul Schultze-Naumburg erbaut wurde. Auf Empfehlung Max Liebermanns studiert Fritz Ascher an der Kunstakademie Königsberg. Ascher war in den Netzwerken der Berliner Avantgarde aktiv und kannte viele Künstler persönlich. Er unternahm ausgedehnte Reisen und begann, seine Werke auszustellen. Während der Pogrome am 9. und 10. November 1938 wurde Ascher verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen und im Potsdamer Gestapo-Gefängnis interniert. Sechs Monate später wurde er freigelassen und überlebte das Nazi-Terrorregime versteckt im Keller eines teilweise zerbombten Gebäudes im wohlhabenden Berliner Stadtteil Grunewald. Angeregt vom nahen Wald schafft er kraftvolle expressive Landschaften und durchlebt eine neue intensive künstlerische Phase. Er stirbt kurz nach seinem letzten Umzug am 26. März 1970.
Er war ein deutscher Künstler, dessen Werk von expressionistischer und symbolistischer Sensibilität geprägt ist. In Gemälden, Arbeiten auf Papier und Gedichten untersuchte er existenzielle Fragen und Themen von zeitgenössischer sozialer und kultureller Relevanz, von Spiritualität und Mythologie. Aschers ausdrucksstarke Striche und intensive Farben schaffen emotional intensive und authentische Werke.
Spittelmarkt 11
10117 Berlin
Deutschland
Der aus Naugard in Hinterpommern stammende Hugo Ascher (1859-1922) studiert 1887-88 in den USA an der University of Pennsylvania School of Dental Medicine in Philadelphia und graduiert am 1. Mai 1888 als Doctor of Dental Surgery. Er zieht nach Berlin und eröffnet 1890 seine Zahnarztpraxis am Spittelmarkt 11 II. Später befindet sich die Praxis in der Kochstrasse 55 II.
Friedrichstraße 192
2. Etage
10117 Berlin
Deutschland
Fritz Ascher wird am 17. Oktober 1893 als erstes Kind und einziger Sohn von Hugo und Minna Luise Ascher geboren, gefolgt von seinen Schwestern Charlotte (1894) und Grete (1897). Hugo Ascher hat am 27. September 1891 Minna Luise Schneider, eine Enkelin von Louise Bleichröder, geheiratet. Die Familie lebt bis 1895 in der 2. Etage der Friedrichstrasse 192/193.
Lützowplatz 13
10785 Berlin
Deutschland
Fritz Aschers Vater Hugo ist der Miterfinder von „Aschers künstlichem Zahnschmelz“ und ist am 24. Dezember 1904 der Mitbegründer der Ascher GmbH, zur Fabrikation und Vertrieb von zahnärztlichen und zahntechnischen Gebrauchsartikeln, insbesondere von künstlichem Zahnschmelz. Die Fabrik befindet sich von 1904 bis 1930 am Lützowplatz 13 in Berlin W. 62. Hugo Ascher stirbt 1922. Nachlasspfleger der Ascher GmbH ist Ernst Birn, der Ehemann von Fritz Aschers Schwester Grete, der ab 1923 Mit-Geschäftsführer, ab 1925 kaufmännischer Direktor und ab Januar 1933 Mit-Gesellschafter.
Jägerstraße 61
10117 Berlin
Deutschland
Hugo Ascher hat mit dem Chemiker Paul Steenbock „Aschers künstlichen Zahnschmelz“ entwickelt und verkauft diesen ab dem 24. Dezember 1904 durch die Ascher GmbH. Die Fabrik befindet sich zunächst am Lützowplatz 13, danach in der Jägerstrasse 61, wo die Familie seit 1895 in der 2. Etage lebt. Das Kontor bleibt dort auch nachdem die Fabrik 1928 in die Kurfürstenstrasse 146(b) umzieht.
Ein Exponat der Schachteln, die Ascher's Wohlstand begründeten, kann unter diesem Link nachvollzogen werden [Museum Sybodo, Innsbruck 2017].
Niklasstraße 21-23
14163 Berlin
Deutschland
Die vom Vater 1904 gegründete Ascher GmbH ist erfolgreich. Er kauft ein 3.000 qm großes Grundstück in der Zehlendorfer Niklasstraße und beauftragt den Prominentenarchitekten Paul Schultze-Naumburg eine repräsentative Villa zu bauen. 1909 bezieht die Familie das Anwesen, das eines der ersten im neu entstehenden Wohnviertel ist. Fritz Ascher ist 16 Jahre alt und beginnt sein Studium an der Kunstakademie Königsberg. Nach seinem Studium kehrt er zurück nach Berlin und richtet sich ein Atelier in der elterlichen Villa ein. Er unternahm ausgedehnte Reisen und begann, seine Werke auszustellen. 1914 reisen Ascher und sein Freund und Malerkollege Franz Domscheit (Pranas Domšaitis) vermutlich nach Norwegen und treffen in Oslo Eduard Munch. Er etabliert sich als freischaffender Künstler und stellt aus bis er am 13. Oktober 1916 zum Kriegsdienst eingezogen wird. Er kehrt mit einer Herzschwäche zurück. Das Haus geht 1940 in die Hände der SS über.
Kurfürstenstraße 146
2. Etage
10785 Berlin
Deutschland
1930 zieht die Fabrik in die Kurfürstenstr. 146(b) in Berlin W. 35, in die 2. Etage (Fabriketage) um. Am 7. Januar 1938 wird die Ascher-Gesellschaft zwangsverkauft an den Chemiker Dr. Gero Lindau aus Dresden und den Kaufmann Dr. Karl Mottet aus Berlin-Schöneberg. Als Dr. Lindau Ende 1940 stirbt, wird Kurt L. Heinrichsdorff zum Geschäftsführer bestellt. Durch Gesellschafterbeschluss vom 31. Dezember 1941 wird die Ascher-Gesellschaft aufgelöst, und ist am 23. März 1943 erloschen.
Teplitzer Str. 38
14193 Berlin
Deutschland
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland wechselt Fritz Ascher ab 1933 ständig seinen Wohnort, ab 1934 in Babelsberg Ufastadt und Steinstücken. In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wird er in der Sauerbruchstrasse 12 in Babelsberg-Ufastadt verhaftet und im Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen bei Oranienburg interniert. Mit Hilfe eines befreundeten Rechtsanwaltes wird er zwar aus der KZ-Haft entlassen, kommt jedoch in Potsdam sofort wieder in Polizeiarrest. Er wird im Mai 1939 entlassen. Die geplante Ausreise nach Shanghai (Volksrepublik China) wird ihm verboten. Damit ist sein Fluchtweg verbaut. Er zieht unter strengen Auflagen in die Teplitzer Strasse 38: dreimal wöchentlich muss er sich im lokalen Polizeirevier 153 (Schmargendorf) und monatlich im Polizeipräsidium am Alexanderplatz melden. Ab September 1941 muss Ascher wie alle Jüdinnen*Juden den "Judenstern" tragen.
Lassenstraße 28
14193 Berlin
Deutschland
Als Fritz Ascher sich am 15. Juni 1942 beim Polizeirevier Schmargendorf meldet, warnt ihn Polizeihauptwachtmeister Heinrich Wolber vor seiner unmittelbar bevorstehenden Deportation. Ascher wendet sich an Martha Grassmann (1881–1971), die Mutter seines Freundes Gerhard. Sie versteckt ihn im Keller des Hauses Lassenstraße 26 (später 28) im Berliner Grunewald. Das Haus wird von Bombenangriffen getroffen, Fritz Ascher bleibt in der Ruine. Die Vermögenseinziehungen beginnen im Mai 1943, und am 12. Mai 1943 gibt der Reichsanzeiger Nr. 108 bekannt, dass Aschers ausländisches Vermögen eingezogen wurde.
Bismarckallee 28b
14193 Berlin
Deutschland
Ab Sommer 1942 verbringt Ascher schier endlose Tage und Stunden nahezu im Dunkeln des Kellers Lassenstr. 28. Nur das Glockengeläut der nahe liegenden Grunewaldkirche gibt seinem Tag eine Struktur. Er beginnt wieder Gedichte zu schreiben. Noch ahnt er nicht, dass er fast drei Jahre in seinem Versteck ausharren muss.
Bismarckallee 26
14193 Berlin
Deutschland
Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 kann Ascher endlich sein Versteck verlassen. Er zieht zu seiner Retterin und mütterlichen Freundin Martha Grassmann in die Bismarckallee 26. Von ihr versorgt kann er sich ausschließlich seiner Kunst widmen. Angeregt vom nahen Grunewald schafft er kraftvolle expressive Landschaften. Anfangs übermalt er einige seiner frühen Arbeiten, doch bald konzentriert er sich hauptsächlich auf Landschaften und zeichnet nur manchmal Menschen aus dem Gedächtnis. 1969 müssen Fritz Ascher und Martha Grassmann Wohnung und Atelier räumen. Das Haus wird abgerissen. Sie ziehen um in die Gelfertstrasse 42.
Gelfertstraße 42
14195 Berlin
Deutschland
Fritz Ascher und Martha Grassmann ziehen 1969 in die Gelfertstrasse 42. Der Künstler verkraftet den Umzug nicht. Er wird in die Zeit des Verstecktseins zurückversetzt und seine Depressionen verschlimmern sich. Er stirbt am 26. März 1970, nur Monate nach einer großen Einzelausstellung in der legendären Galerie Rudolf Springer in Berlin.
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