Walter Süskind war ein deutsch-niederländischer Margarine-Händler, der während der Zeit des Nationalsozialismus rund 1000 jüdischen Kindern und Erwachsenen das Leben rettete. Obwohl sein Wirken mit dem Oskar Schindlers vergleichbar ist, sind seine Verdienste und er als Person den meisten Menschen in Deutschlandweitestgehend unbekannt. Ein wesentlicher Faktor dafür ist vermutlich, dass Walter Süskind im Gegensatz zu Oskar Schindler selbst Jude war und seine gesamte Familie während der Shoah getötet wurde und so nur Freunde und Bekannte der Nachwelt von seiner Geschichte erzählen konnten.

Beruf
Händler und Ausbilder
Geburtsdatum
19.10.1906
Geburtsort
Lüdenscheid
Gender
Mann
Sonstiger Name
Walter Süßkind, Walter Suskind, Walter Süsskind
Stationen
Titel
Jugend
Von
1906
Bis
1913
Adresse

Schillerstraße 7a
58511 Lüdenscheid
Deutschland

Geo Position
51.214906, 7.632346
Stationsbeschreibung

Walter Süskind wurde am 19.10. 1906 in Lüdenscheid als Kind von Hermann (Heymann) Süskind (1883-1931) und Frieda Süskind, (geb. Keßler aus Gießen), geboren. Sie wohnten zuerst in der Schillerstr. 7 a und später in der Grabenstr.Nach Aussage der Journalistin Elma Verhey war seine Mutter jüdisch-orthodox, während sein Vater etwas liberaler war. Neben Walter hatte das Ehepaar Süskind drei Söhne. Walter war der älteste.1908 wurde ihnen ihr Sohn Karl geboren und 1911 in Königsborn der Sohn Alfred.Die Familie war arm, trotzdemnahmensie zusätzlich einen Waisenjungen in ihre Familie auf.

Titel
Berufsleben vor dem Krieg
Von
1913
Bis
1938
Adresse

Luxembuerger Str. 330
50937 Köln
Deutschland

Geo Position
50.910343, 6.921372
Stationsbeschreibung

1913 zog die Familie nach Gießen in den Neuenweg 29.Er besuchte dort die Volks- und Handelsschule. Hier lernte er auch seine spätere Frau Johanna „Hanni“ Natt kennen.1925 ging er nach Osterode im Harz zur Ausbildung bei dem Kaufmann Nathan Rosenthal und zog 1928 nach Neustadt/Hardt, um seine erste Stelle anzutreten.
1929 zogen Walter Süßkind und Johanna Natt nach Köln, wo Walter Vertreter für den Verkauf von Margarine ausbildete. Die beiden Mütter des Paares waren inzwischen verwitwet und zogen mit ihnen nach Köln. Auguste Natt, die Mutter von Johanna, hatte ihre Wohnung in Köln-Klettenberg, Luxembuerger Str. 330. Walter Süßkind lebte bis 1938 in Köln wo er seit 1929 als Verkaufsleiter der Margarinefabrik Bolak, für die Verkaufsgebiete Preußen und Polen tätig war. Zu diesem Zeitpunkt ist er 23 Jahre alt. Da er zwei niederländische Großeltern hatte, besaß er sowohl die deutsche als auch die niederländische Staatsangehörigkeit.

Titel
Flucht nach Amsterdam
Von
1938
Bis
1943
Adressbeschreibung
Amsterdam
Geo Position
52.37454, 4.897976
Stationsbeschreibung

1938 reisten, bzw. floh die gesamte Familie in die Niederlande. Dort wurde am 28. März Walters und Hannas Tochter Yvonne geboren.
Walter arbeitete nun für Unilever.
Als deutsche Truppen 1940 die Niederlande besetzten, wählte der Judenrat von Amsterdam Walter Süskind zum Verhandlungsführer gegenüber den Deutschen. Er wurde beauftragt, ab 1942 die Deportation der Amsterdamer Jüd*innen zum "Arbeitseinsatz im Osten", also in das Vernichtungslager Auschwitz, zu organisieren. Da Walter Süskind sich gegenüber den Deutschen sehr zuvorkommend verhielt, wurde er von den meisten jüdischen Holländern verachtet und als Verräter angesehen. Was sie allerdings nicht wussten war das er Dreh- und Angelpunkt einer Wiederstandsorganisation war. Im Rahmen dieser Tätigkeit versuchte Süskind, anderen Jüd*innenzu helfen, indem er Papiere fälschte, sich beim Erstellen der Quote „verzählte“ und Jüd*innengelbe Armbinden verschaffte, wodurch sich deren Deportation als vermeintliche Mitglieder des Jüdischen Rats zumindest herauszögern ließ. Er versuchte, Kleinkinder zu retten, indem er sie in Rucksäcken, in Wäschekörben und Einkaufstaschen wegschaffen ließ und mittels einer Untergrundorganisation versteckte. Für den Zählappell gab er den Eltern Strohpuppen, die heimlich hergestellt wurden. Etwa 1000 Kleinkinder sollen so gerettet worden sein. Das Vertrauen der Deutschen erlangte er dadurch, dass er sich gut mit SS Hauptsturmführer Ferdinand aus der Fünten verstand, was vor allem an seinem offenen und sicher Auftreten und seinem guten Beherrschens der deutsche Sprache lag.

Titel
Tod und Nachwelt
Von
1943
Bis
1945
Adressbeschreibung
Auschwitz Birkenau
Geo Position
50.034598, 19.175841
Stationsbeschreibung

Ende 1943 wurde Walter Süskind mit seiner Frau und seiner Tochter deportiert. Da es Mittlerweile fast keine Jüd*innen mehr in Amsterdam gab,bot schließlich auch die Mitgliedschaft zum Judenratkeine Sicherheit vor den Nazis mehr. Sie wurdenvom Durchgangslager Westerbork ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (Oktober 1944) deportiert. Hier wurden seine Frau und seine Tochter vermutlich direkt in die Gaskammern und somit den sicheren Tod geschickt. Sein Todesort ist nicht bekannt.Vermutet wird, dass Süßkind möglicherweise im KZ Auschwitz, Bergen-Belsen oder auf einem der Todesmärsche starb. In den Niederlanden hat Walter Süskind aufgrund dieser Rettungsaktioneneinen hohen Bekanntheits- und Beliebtheitswert erlangt. Im Gegensatz zu Deutschland wird er dortin vielen Geschichtsbüchern erwähnt und mit Denkmählern geehrt.
Ihm zu Ehren sind ein Amsterdamer Jugendzentrum, sowie eines in Bosten (USA) benannt worden.Auch trägteine Amsterdamer Brücke seinen Namen. Der Text auf derdort angebrachten Plakette lautet sinngemäßFür alle, die während der deutschen Besatzung geholfen, jüdische Kinder vor der Deportation zu schützen. 1940-1945. Dadurch, dass sein Todesort und Todesumstand ungeklärt sind, hat Walter Süskind keine Grabstätte.

Sterbedatum
28.2.1945

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Autor
Kilian Stein
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