Isidor Caro wurde am 6.10.1876 in Znin, Posen geboren. Er studierte in Berlin und Gießen. Sein Rabbinerseminar absolvierte er an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums (HWJ) in Berlin. Nach dem Abschluss seiner Promotion in Gießen zog er im Jahr 1909 nach Köln. Dort wirkte er über 20 Jahre lang als liberaler Rabbiner, Prediger und Religionslehrer am Gymnasium Kreuzgasse. Darüber hinaus war Isidor Caro als Seelsorger für jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg sowie für Strafgefangene in Köln und Umgebung tätig. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Klara Caro stellte er sein Leben in den Dienst der Jüdischen Gemeinde zu Köln. Auch als die Repressalien der Nationalsozialisten unerträglich wurden, blieb Isidor Caro trotz verschiedener Fluchtmöglichkeiten in Köln an der Seite seiner Gemeinde.

1942 meldete er sich freiwillig für die Deportation nach Theresienstadt, um die Mitglieder seiner Gemeinde zu begleiten. Am 15.06.1942 wurde er mit seiner Frau Klara nach Theresienstadt deportiert, wo er bis zu seinem Tod am 20.08.1943 Seelsorge für die Inhaftierten betrieb.

Beruf
Rabbiner, Prediger und Religionslehrer
Geburtsdatum
6.10.1876
Geburtsort
Znin, Posen
Gender
Mann
Literatur
Asaria, Zvi (Hg.), Die Juden in Köln. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Köln, Bachem 1959.
Brocke, Michael; Carlebach, Julius, Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871-1945. Biographisches Handbuch der Rabbiner 2, München 2009.
Serup-Bilfeldt, Kirsten, Stolpersteine. Vergessene Namen, verwehte Spuren, Wegweiser zu Kölner Schicksalen in der NS-Zeit, Köln 2003, S. 33-39.
Stationen
Titel
Ausbildung und Beruf
Adresse

Tucholskystraße 9
10117 Berlin
Deutschland

Adressbeschreibung
Hochschule für Wissenschaft des Judentums (HWJ)
Geo Position
52.524107106662, 13.392131084792
Stationsbeschreibung

Isidor Caro wuchs in Znin, Posen in einer traditionellen Gelehrtenfamilie auf, die ihre Abstammung bis ins 15. Jahrhundert auf Joseph Caro (1488-1575) zurückführen konnte. Er besuchte das Gymnasium in Gniezno und studierte im Anschluss in Gießen und Berlin. Aus religiösen Gründen wechselte er von der Universität Berlin (heute Humboldt Universität) an die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums (HWJ) und schloss seine Ausbildung 1905 mit dem Rabbinerdiplom ab. In Berlin lernte er auch seine spätere Ehefrau Klara Beermann kennen.

Im Anschluss promovierte Isidor Caro an der Universität Gießen in den Fächern Philosophie und Geschichte. Titel der Arbeit war „Die Beziehungen Heinrich IV. zur römischen Kurie während der Jahre 1190-1197“.

1909 zog er nach Köln, wo ihm das Amt des Rabbiners der Jüdischen Gemeinde angetragen wurde.

Titel
Wirken in Köln
Adresse

Ehrenfeldgürtel 171
50823 Köln
Deutschland

Adressbeschreibung
Wohnhaus der Eheleute Caro
Geo Position
50.957070874723, 6.9232286150721
Stationsbeschreibung

Das Ehepaar Caro bezog 1909 eine Etage in einem großen Gründerzeithaus am Ehrenfeldgürtel 171 in Köln. Neben seinen Aufgaben als Rabbiner und Prediger unterrichtete er als Religionslehrer am Gymnasium Kreuzgasse. Darüber hinaus widmete Caro sich intensiv der Seelsorge jüdischer Strafgefangener in Köln und Umgebung. Während des Ersten Weltkrieges war er Gefangenenseelsorger, eine Tätigkeit, die er auch nach dem Krieg fortsetzte. Caro engagierte sich in unterschiedlichen Vereinen und Verbänden für das liberale Judentum. 1912 war er Mitunterzeichner der „Richtlinien zu einem Programm für das liberale Judentum“, 1913 Vorstandsmitglied im „Verein für jüdische Geschichte und Literatur”, ab 1914 Vorsitzender im Rheinisch Westfälischen Rabbinerverband und Mitglied des Kuratoriums der „Jawne“ sowie der Rheinland-Loge in der Kölner Cäcilienstraße.

Er war liberal eingestellt und darüber hinaus überzeugter Zionist. 1933 bekannte er sich zu den Ideen von Theodor Herzl. In seiner Arbeit als Rabbiner plädierte er für eine stärkere Rückbesinnung auf das Judentum und dessen religiöser Lehre. Innerhalb der Gemeinde legte er insbesondere auf das jüdische Gemeinschaftsbewusstsein und den jüdischen Selbstbehauptungswillen Wert.

Anlässlich des 25-jährigen Wirkens der Caros in der Synagogengemeinde Köln, des Jubiläums der ehrenamtlichen Arbeit Klara Caros und ihrer Silberhochzeit beschenkte die Gemeinde die Eheleute 1934 mit einer Reise nach Palästina. Das Gemeindeblatt (Nummer 13, 1934) widmete Isidor Caro einen langen Artikel unter der Aufschrift „Dreifaches Jubiläum im Rabbinerhaus Caro“.

Titel
Tätigkeiten unter dem NS-Regime
Adresse

Roonstraße 50
50674 Köln
Deutschland

Geo Position
50.932307499394, 6.9366367270623
Stationsbeschreibung

Isidor und Klara Caro traten die Reise nach Palästina 1935 an, kehrten danach jedoch wieder zur Gemeinde nach Köln zurück. Weitere Gelegenheiten zur Auswanderung nach Kuba oder Großbritannien ließen sie verstreichen, um weiterhin für die Gemeinde da sein zu können.

Auch unter den Repressionen der Nationalsozialisten kümmerte sich Caro weiterhin um die Seelsorge jüdischer Hilfsbedürftiger. So erreichte er bei der Gestapo nach den Novemberpogromen 1938, dass er Zugang zu den in Brauweiler befindlichen Verhafteten erhielt. Die meisten anderen Rabbiner waren zu diesem Zeitpunkt bereits inhaftiert. Er wurde nicht verhaftet.

1941 verschlechterte sich die Situation für die Eheleute Caro jedoch drastisch. Sie mussten ihre Wohnung am Ehrenfeldgürtel verlassen und mit 13 anderen Personen in die Rabbinerwohnung im Hinterhaus der Synagoge Roonstraße 50 ziehen.

Im Jahr darauf wurde zum ersten Transport jüdischer Kölner*innen nach Theresienstadt aufgerufen. Die Eheleute Caro meldeten sich freiwillig, um die Mitglieder ihrer Gemeinde zu begleiten. Die Deportation erfolgte am 15. Juni 1942.

Titel
Wirken in Theresienstadt
Adresse

Principova alej 304
41155 Terezín
Tschechien

Adressbeschreibung
Ghetto Theresienstadt
Geo Position
50.514194156561, 14.166606402467
Stationsbeschreibung

Im Ghetto Theresienstadt widmete Isidor Caro sich weiterhin der Seelsorge seiner Gemeinde und bot den Menschen Halt und Trost. Am 28. August 1943 starb er an Unterernährung. Aufgrund seines herausragenden Einsatzes für die Inhaftierten gewährte der Ältestenrat ihm ein besonderes Begräbnis. Isidor Caro bekam ein Einzelbegräbnis, zu dessen Zweck eine Urne gezimmert und verziert wurde.

Um die Spuren der Shoah zu verbergen, befahlen die Nationalsozialisten im Oktober 1944 die Versenkung aller Urnen in der Elbe - auch die Urne Caros wurde versenkt.

Titel
Gedenken
Adresse

Venloer Straße 1152
50829 Köln
Deutschland

Adressbeschreibung
Jüdischer Friedhof Köln-Bocklemünd
Geo Position
50.969975104618, 6.8717192690446
Stationsbeschreibung

Die Aufopferungsbereitschaft und Pflichterfüllung Isidor Caros, des letzten amtierenden Rabbiners in Köln während der Zeit des Nationalsozialismus, sind bis heute unvergessen und zeugen von seinem persönlichen Widerstand gegen das NS-Regime.

Nach dem Krieg wurde Caro durch die neu entstandene Jüdische Gemeinde geehrt. Zunächst betete der neue Gemeinderabbiner Dr. Asaria am Sabbat, den 03.07.1954, zusammen mit der jüdischen Gemeinde das Totengebet. Am folgenden Tag kamen Gemeindemitglieder, Vertreter der Stadt- und Regierungsbehörden, Vorstand und Repräsentanz der Gemeinde, Vertreter der christlichen Konfessionen, Gäste aus dem In- und Ausland, die Presse sowie seine Ehefrau Klara Caro auf dem Jüdischen Friedhof Bocklemünd zusammen, um Isidor Caro zu ehren.

Auf dem Friedhof wurde eine Gedenktafel für ihn enthüllt. Darüber hinaus erinnert die nach ihm benannte Isidor-Caro-Straße in Köln-Stammheim an den Rabbiner sowie zwei Stolpersteine am Gymnasium Kreuzgasse und vor seinem ehemaligen Wohnort Ehrenfeldgürtel 171.

Sterbedatum
20.08.1943
Sterbeort
Theresienstadt

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Autor
Jennifer Hengst, Thabea Lintzmeyer