Weimar, eine mittelgroße Stadt im Herzen Thüringens, wurde in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts Hauptwohnsitz des Geschäftsmanns August Callmann. Mit seiner Einreise sollte der Grundstein für eine knapp 80 Jahre währende Familienerfolgsgeschichte gelegt werden. Die Callmanns prägten wie kaum eine andere Familie das Weimarer Finanzwesen und genossen hohes Ansehen innerhalb der Bevölkerung. Dennoch kämpfte vor allem August Callmann lange um eine gleichberechtigte Stellung innerhalb der Stadt und stieß mit seinem Gesuch nach dem Bürgerrecht der Stadt Weimar vermehrt auf Ablehnung. Auch in zweiter Generation schafften es die Callmanns den geschäftlichen Erfolg und den eigenen Status innerhalb der Stadt sogar noch zu erhöhen. Um die Jahrhundertwende musste die Familie sich jedoch einem allgemeinen negativen Trend der Bankfusionen unterwerfen, was zu einem raschen Ende der Erfolgsgeschichte führte.

Adresse

Burgplatz 3
99423 Weimar
Deutschland

Dauer
90.00
Länge
4.50
Stationen
Medien
Titel
Ankunft in Weimar
Literatur
Schmidt, Eva: Jüdische Familien im Weimar der Klassik und Nachklassik, Weimar 1993.
Stein, Harry, Müller, Erika: Jüdische Familien in Weimar. Ihre Verfolgung und Vernichtung, Weimar 1998.
Stationsbeschreibung

Die Familie Callmann gehörte über eine lange Zeit des 19. Jahrhunderts zu einer der angesehensten Familien der bürgerlichen Oberschicht. Allem voran war es August Callmann, der innerhalb der 20er Jahre aus Rudolstadt nach Weimar kam und am Burgplatz 3 bei seinem Onkel Julius Elkan Fuß fasste. August Callmann war es, der die Familie in der thüringischen Stadt nachhaltig etablieren sollte. Die Recherchen zu den Callmanns sind erst gegen Ende der 1970er Jahre angelaufen, als die Historikern Eva Schmidt eine erste Spur der Familie in Weimar aufnehmen konnte. Über den damaligen Wohnsitz von August Callmann ist leider nichts weiter bekannt.

Geo Position
50.97899, 11.32982
Medien
Titel
Die Eröffnung der ersten eigenen Bankfiliale
Literatur
Schmidt, Eva: Jüdische Familien im Weimar der Klassik und Nachklassik, Weimar 1993.
Stein, Harry, Müller, Erika: Jüdische Familien in Weimar. Ihre Verfolgung und Vernichtung, Weimar 1998.
Stationsbeschreibung

Der Umstand, dass August Callmann von Rudolstadt nach Weimar gekommen war, hatte berufliche Gründe. Der Bankier Julius Elkan, welcher sich im Weimarer Bankengeschäft bereits einen Namen gemacht hatte, bot seinem Neffen an, bei ihm in die Lehre gehen zu können, um sich sorgfältig in die Finanzwelt einzuarbeiten. Als Julius Elkan im Jahre 1839 verstarb, führte August Callmann das zu dieser Zeit einzige Bankhaus der Stadt über ein weiteres Jahrzehnt fort. Dies tat er allerdings nicht allein, sondern hatte in Hermann Moritz, der mit der Tochter von Elkan verheiratet war, einen Geschäftspartner, der die Verantwortung für das Geschäft nach Callmanns Austritt alleine übernahm. Dieser sammelte in jener Zeit sehr viel Erfahrung und gewann so stark an Ansehen, dass er sich dazu entschloss, 1854 ein eigenes Bankgeschäft zu eröffnen, welches er später noch mit einer weiteren Filiale im benachbarten Jena ausweitete. In zentralster Position in der Weimarer Innenstadt am Markt 21 manifestierte sich die Familie Callmann endgültig im Stadtbild.

Geo Position
50.979711, 11.337618
Medien
Titel
August Callmann: Der lange Kampf um das Bürgerrecht
Literatur
Schmidt, Eva: Jüdische Familien im Weimar der Klassik und Nachklassik, Weimar 1993.
Stein, Harry, Müller, Erika: Jüdische Familien in Weimar. Ihre Verfolgung und Vernichtung, Weimar 1998.
Stationsbeschreibung

Über knapp ein Jahrzehnt lang kämpfte August Callmann lange Zeit vergeblich um das Bürgerrecht in Weimar. Seine Stellung als Prokurist in der Firma Elkan sicherte ihm eine langlebige Existenz in der Stadt, in welcher er sich durch zahlreiche Geschäftsverbindungen und persönliche Bekanntschaften schnell etablieren konnte. Durch die Erlangung des Bürgerrechts wollte sich August Callmann der thüringischen Stadt noch näher verbunden fühlen. Callmanns Wunsch wurde unter der Angabe zurzeit noch nicht abgeschlagen, worauf er seine Forderung ein Jahr später erneuerte, um wieder eine negative Rückmeldung zu erhalten. Es wurden allgemeine Gründe gegen die Emanzipation der Juden*Jüdinnen, die leichte Ersetzbarkeit eines fähigen Geschäftsführers für das Bankhaus Elkans und die generelle Entbehrlichkeit des Geschäftes vorgebracht, woraufhin die Ablehnung im Mai 1942 beschlossene Sache war. Sieben Jahre später, nach der bürgerlich-demokratischen Revolution, versuchte August Callmann ein drittes Mal das Bürgerrecht zu erhalten, wozu er sich auf die vom 21. Dezember 1848 erlassenen „Grundrechte der Deutschen“ bezog. Nun hatte Calmann endlich Erfolg und konnte sich ab 18. September 1849 als eingetragener Bürger im Bürgerbuch wiederfinden.

Adresse

Dingelstedt Straße 1
99423 Weimar
Deutschland

Geo Position
50.97944, 11.32548
Medien
Titel
Der Umzug von Georg und Otto Callmann
Literatur
Schmidt, Eva: Jüdische Familien im Weimar der Klassik und Nachklassik, Weimar 1993.
Stein, Harry, Müller, Erika: Jüdische Familien in Weimar. Ihre Verfolgung und Vernichtung, Weimar 1998.
Stationsbeschreibung

August Callmann war während seiner Lebzeit in Weimar mit der zwanzig Jahre jüngeren Caecilie Hirschberg verheiratet. Aus dieser Ehe gingen insgesamt sieben Kinder hervor, vier Töchter und drei Söhne, von denen nur die männlichen Nachkommen das Familiengeschäft weiterführten, wie es zu dieser Zeit üblich war. Der älteste Sohn Isidor Arnold übernahm die Bankfiliale. Später verließ er die Stadt und übergab die Geschäftsverantwortung an die jüngeren Brüder Otto und Georg Callmann. Der Erfolg der nächsten Generation der Callmanns zeigte sich Ende des 19. Jahrhunderts, als die Filiale in einen Neubau gegenüber dem Weimarer Theater in der heutigen Dingelstedt Straße ziehen konnte.

Adresse

Thüringenweg 2
99427 Weimar
Deutschland

Geo Position
50.997811, 11.335357
Medien
Titel
Die Gründung der Waggonfabrik
Literatur
Schmidt, Eva: Jüdische Familien im Weimar der Klassik und Nachklassik, Weimar 1993.
Stein, Harry, Müller, Erika: Jüdische Familien in Weimar. Ihre Verfolgung und Vernichtung, Weimar 1998.
Stationsbeschreibung

Otto und Georg Callmann traten nach dem erfolgreichen Weiterführen der Bankgeschäfte ihres Vaters auch als Firmengründer in Erscheinung. So gründeten sie im Januar 1898 die Waggonfabrik. Hierzu heißt es in der Weimarischen Zeitung vom 25. Januar 1898: „Heute konstituierte sich die Aktien-Gesellschaft Waggonfabrik Weimar mit einem vorläufigen Aktienkapital einer halben Million Mark. Beteiligt sind die Bankfirma A. Callmann in Weimar sowie auswärtige Großindustrielle.“ Mit einer Grundstückgröße von circa drei Hektar im Norden Weimars und der Einrichtung der Fabrik trugen die Callmanns den Hauptteil zur Neugründung bei. Außerdem hielten sie zu Beginn 75 Prozent der Aktienanteile.

Adresse

Theaterplatz 5
99423 Weimar
Deutschland

Geo Position
50.97974, 11.32476
Titel
Der wirtschaftliche Zusammenbruch
Literatur
Schmidt, Eva: Jüdische Familien im Weimar der Klassik und Nachklassik, Weimar 1993.
Stein, Harry, Müller, Erika: Jüdische Familien in Weimar. Ihre Verfolgung und Vernichtung, Weimar 1998
Stationsbeschreibung

Leider hielt der Erfolg nicht lange an: Bereits im Jahr 1900 wurde das jähe Geschäftsende der Ära Callmann eingeleitet. Letztlich steht dieses symbolisch für das Sterben kleinerer Banken, die dem Trend der Fusion verschiedener Banken nicht folgen wollten. Der Zusammenbruch der Bank war einer der ersten großen wirtschaftlichen Abstürze, die Weimar bis zu diesem Zeitpunkt erleben musste. Viele Weimarer Gewerbebetreibende hatten im Zuge dieses Niedergangs schwer zu kämpfen und gerieten in eine wirtschaftliche Schieflage. Dennoch war der Ruf der Callmanns durch diesen Absturz nicht ruiniert, weswegen im Allgemeinen nicht negativ über sie gesprochen wurde. Die Waggonfabrik wurde nach der Übernahme, zu der nicht viel bekannt ist - außer dass in ihr 1901 die Aktiengesellschaft für Eisenbahnen und Militärbedarf gegründet wurde -, zu einer der größten Industriebetriebe ganz Weimars.

Autor
Max Voigt

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