Adolph Behrendt und Familie

Adolph Behrendt war einer der ersten jüdischen Gewerbetreibenden, die sich in den 1880er Jahren in Jena niederließen. Er war verheiratet mit Rosa Behrendt, sie hatten zusammen sieben Kinder. Spätestens 1886 zogen sie nach Jena, wo Adolph eine Gewerbeerlaubnis beantragte. 1889/90 erwarb er das Haus Markt 17, das er bis zu seinem Tod 1913 als Kaufhaus Behrendt erfolgreich betrieb. Als Mitbegründer der „Israelitischen Religionsgemeinschaft“ in Jena hatte er maßgeblichen Anteil an dem jüdischen Gemeindeleben in der Stadt. Neben Adolph verzeichneten vor allem auch seine Söhne Arthur (1887-1963) und Hans (1891-1934) mit dem Weiterführen des Kaufhaus Behrendt und der Eröffnung eines weiteren Kaufhauses Unterm Markt 8 große wirtschaftliche Erfolge und genossen ein hohes Ansehen in Jena, was sich mit dem Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 schlagartig ändern sollte.

Beruf
Kaufmann
Geburtsdatum
8. Dezember 1849
Geburtsort
Preußisch Stargardt
Gender
Mann
Literatur
Kirsche, Brigitta, Juden in Jena. Eine Spurensuche, Jena 1998.
Schüle, Annegret u. Zielinski, Susanne, Vom Platz vertrieben. Juden, Fußball und Nationalsozialismus in Thüringen, Erfurt 2016.
Stadtarchiv Jena (Hrsg.), Jüdische Lebenswege in Jena. Erinnerungen, Fragmente, Spuren, 2015.
Stationen
Titel
Niederlassung in Jena: Handelsgesschäft und Familienglück
Adresse

Markt 16
07743 Jena
Deutschland

Geo Position
50.928127688672, 11.588924893487
Stationsbeschreibung

Adolph Behrendt erblickte am 8. Dezember 1849 in Preußisch Stargardt als Sohn eines Pferdehändlers das Licht der Welt und war nach seinen Kindheits- und Jugendjahren ab 1875 nachweislich Mitinhaber der Putz- und Weißwarenhandlung Dyck & Behrendt in Magdeburg. Hier lebte er mit seiner Ehefrau Rosa, die am 29. April 1855 in Pommern als Tochter des Kaufmanns Salomon Jacobsohn geboren wurde. Ab 1879 betrieb Adolph Behrendt hier in Magdeburg eine eigene Strohhutfabrik und im Oktober 1880 kam Betty Behrendt, das erste Kind des Ehepaares zur Welt. Daraufhin zog die kleine Familie nach Bernburg um. Dort bekam Betty in kürzester Zeit mit Else (1883) und Meta (1884) zwei Schwestern. Hier erlebte die inzwischen fünfköpfige Familie noch zwei gemeinsame Jahre, bis sie spätestens 1886 die Stadt Richtung Jena verließen.

Angekommen in der Thüringer Stadt fanden Adolph und Rosa Behrendt gemeinsam mit den drei Tüchtern ihre erste Wohnung im Haus des Kirchenrats Adolf Hilgenfeld am Fürstengraben. Nachdem seine im selben Jahr beantragte Gewerbeerlaubnis für einen Handel mit Weiß- und Putzwaren genehmigt worden war, begründete Adolph am 12. Oktober 1886 sein Handelsgeschäft im Haus des Tischlermeisters Herfurth am Markt 16. Rund drei Jahre später erwarb der Familienvater 1889/90 das Haus Markt 17 und legte den Grundstein für den Aufbau des ersten Jenaer Kaufhauses, indem er das ursprüngliche Geschäftssortiment durch Manufakturwaren erweiterte. Dies war der Beginn des erfolgreichen und in der Bevölkerung sehr beliebten Kaufhaus Behrendt.

Neben dem wirtschaftlichen Erfolg sollte auch ein noch größeres Familienglück nicht lange auf Sich warten. So kamen zwischen 1887 und 1895 Adolphs und Rosas gemeinsame Kinder Arthur (1887), Gertrud (1889), Hans (1891) und Paula (1895) auf die Welt.

Titel
„Israelitische Religionsgemeinschaft“ und letzte Lebensjahre Adolphs
Adresse

Kahlaische Straße 1
07745 Jena
Deutschland

Geo Position
50.921881507739, 11.581931922323
Stationsbeschreibung

Bereits im November 1886, wenige Monate nachdem Adolph Behrendt mit seiner Familie nach Jena gezogen war, hatten er und Leopold Hammerstein das Vorhaben, eine israelitische Religionsgemeinde zu gründen und baten den Vorstand der Gemeinde Jena darum, ihnen einen Begräbnisplatz auf dem Nordfriedhof zu überlassen. Nachdem der Gemeinderat dies noch abgelehnt hatte und somit auch die Religionsgemeinschaft zunächst nicht gegründet werden konnte, war Adolph Behrendt 10 Jahre später Mitbegründer der 1896 gegründeten „Israelitischen Religionsgemeinschaft“ in Jena. Weitere Mitbegründer*innen waren die Kaufleute Georg Born, Abraham Frankenberg, Moritz Hofmann, Hermann Friedmann, Selma Saling und Arnold Laboschinski. Da der Jenaer Friedhof weiterhin nicht genutzt werden konnte, wurden Friedhöfe in der Umgebung genutzt, so wie vor allem der Neue Jüdische Friedhof in Erfurt

Im darauffolgenden Jahr, März 1897, erhielt Adolph Behrendt das Bürgerrecht der Stadt Jena, verfügte aber nach wie vor über seine preußische Staatsangehörigkeit. Während sein Warenhaus weiterhin großen Zuspruch genoss, zog der Kaufmann mit seiner Familie 1912 in das Haus Kahlaische Straße 1. Nur wenige Monate später starb der Familienvater und Ehemann von Rosa Behrendt an einem Herzinfarkt am 27. Mai 1913 während eines Aufenthalts in Partenkirchen. Gut einen Monat später, am 1. Juni 1913, wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt.

Vier Jahre später, am 26. Juli 1917, starb auch Rosa Behrendt in Jena und wurde am 30. Juli 1917 an der Seite ihres Mannes in Berlin bestattet.

Titel
„Unternehmen nach modernen Grundsätzen“ mit Imbissecke
Untertitel
Das Wohlwert-Kaufhaus Arthur und Hans Behrendts
Adresse

Unterm Markt 8
07743 Jena
Deutschland

Geo Position
50.927665714918, 11.589738235815
Stationsbeschreibung

Nach dem Tod ihres Vaters Adolph führten dessen Söhne das Kaufhaus Behrendt am Markt im Komplex mit der Oberlauengasse 3a als offene Handelsgesellschaft weiter. Zusätzlich zu diesem Warenhaus eröffneten Arthur und Hans Behrendt am 1. November 1929 ein weiteres Kaufhaus, mit einer Filiale der Einheitspreis-Handelsgesellschaft Wohlwert, das im Haus Unterm Markt 8 ebenfalls sehr zentral lag. Das Vorhaben der Brüder war es, der Stadt „ein Unternehmen anzugliedern, das nach modernen Grundsätzen geleitet wird, und der Bevölkerung eine neue günstige Kaufmöglichkeit bietet…“ (StadtAJ, D Ib 39, Bl. 161, zitiert nach: Stadtarchiv Jena 2015: S. 152-153).

Neben einem reichhaltigen Angebot an Lebensmitteln konnten in dem Kaufhaus auch Haushaltsartikel und Textilien erworben werden. Während sich die Filiale zunächst nur über das Erdgeschoss des Hauses erstreckte, vergrößerte sie sich infolge des wirtschaftlichen Erfolges im Jahre 1931 um die erste Etage. In dieser fand sogar eine Imbissecke seinen Platz.

Nach dem Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933, von dem auch die beiden Kaufhäuser Behrendt betroffen waren, musste Arthur die beiden Kaufhäuser im April 1937 an den Kaufmann Kurt Hepprich zwangsverkaufen. Das Wohlwert-Kaufhaus Unterm Markt 8 wurde zwar am 8. Januar 1938 unter dem Namen „Heka“ weitergeführt, wurde aber nicht von den SA-Trupps verschont, die beim Novemberpogrom die Schaufenster der geschlossenen jüdischen Geschäfte einschlugen, da befürchtet wurde, dass der Nichtjude Hepprich nur ein „Strohmann“ der Behrendts gewesen sei.

Arthur Behrendt hatte nach dem Krieg den Wunsch nach der Wiedereröffnung des Kaufhaus Wohlwert, allerdings konnte eine Übernahme dessen durch den Verwandten Max Blau als Treuhändler nicht verwirklicht werden. Somit wurde das Kaufhaus in Volkseigentum überführt und am 7. Januar 1949 als neues Konsum-Kaufhaus Unterm Markt eröffnet.

Titel
Villa Behrendt und Arthurs Kriegsjahre
Adresse

Oberer Philosophenweg 62
07743 Jena
Deutschland

Geo Position
50.939365140123, 11.586024084228
Stationsbeschreibung

Sowohl Arthur als auch Hans Behrendt lebten bis Anfang 1928 bei ihrer Mutter in der Kahlaischen Straße 1. Da hier jedoch die Einrichtung „Universitätsanstalt für menschliche Erbforschung und Rassenpolitik“ in Planung war, ließ sich Arthur am Oberen Philosophenweg 62 (heute Ricarda-Huch-Weg 16) eine Villa bauen, während sein Bruder in den Hufelandweg 1 zog. Hans, der mit Irene Behrendt (1902-1949) verheiratet war, starb 1934 nach schwerer Erkrankung in München.

Vier Jahre später verkaufte Arthur seine Villa und kam am Landgrafenstieg 1 bei Dr. Max und Siegfried Peters unter, bevor er in der Pogromnacht 1938 verhaftet und am 10. November in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert wurde. Nachdem er dann jedoch gemeinsam mit seiner Ehefrau Grete, geb. Corth, in die USA emigrieren konnte, war er als Offizier der US-Army 1945 in leitender Stellung im Lager für deutsche Kriegsgefangene in Bad Kreuznach tätig. Nach seinen Bemühungen um Restitution für das Grundstück seiner ehemaligen Villa wurde dieses 1952 vom Stadtrat als ausländisches Grundstück, Besitzer Arthur Behrendt, New York, verwaltet.

Gut elf Jahre später, am 1. August 1963, starb Arthur Behrendt.

Sterbedatum
27. Mai 1913
Sterbeort
Partenkirchen

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