Parkpromenade
63454 Hanau
Deutschland
Nachdem 1709 eine Mineralquelle in Hanau entdeckt wurde, ließ Wilhelm IX. von Hanau in den 1760er und 1770er Jahren den Kurort Wilhelmsbad errichten. Ziel war es, das Kurbad für alle Untertanen zu öffnen - auch für jüdische Badegäste . Daher wurde ein eigener Pavillon für diese errichtet. Angeboten wurden neben eigenen Räumlichkeiten und Bademöglichkeiten eine eigene koschere Küche.
Allerdings wurden Juden zu dieser Zeit in vielerlei Hinsicht noch benachteiligt. Warum ließ Wilhelm IX. dann einen eigenen Pavillon für sie erbauen? Neben einer neuen Unterkunft für sich und seinen Hof baute Wilhelm IX. somit auch etwas für seine Untertanen, wodurch sein Ansehen stieg. Auch anderen Ortes waren besondere Einrichtungen für Arme oder Juden vorgesehen. Es handelte sich beim Judenbau also auch um Öffentlichkeitsarbeit Wilhelm des IX., der sich durch den Bau als nahbarer Landesvater darstellen konnte.
Wilhelmsbad war für viele jüdische Gäste insbesondere deshalb interessant, weil die jüdische Gemeinde Hanaus, welche zu dieser Zeit etwa 600 Mitglieder umfasste, sehr lebhaft war und alles bieten konnte, was die Gäste benötigten. Zudem profitierte das Bad von der Näher zur großen Gemeinde in Frankfurt. Das zog natürlich viele Juden aus der Umgebung an, die dann auch das Bad besuchten. Ein eigener Pavillon, für den zusätzlich noch Werbung gemacht wurde, machte es für sie noch attraktiver. Die Errichtung des Judenbaus hatte für Wilhelm IX. also auch wirtschaftliche Vorteile.
Dennoch dienten Kurbäder wie Wilhelmsbad als Ermächtigungsraum für Juden. Sie versuchten sich selbstständig und aktiv in die bürgerliche Gesellschaft zu integrieren und - obwohl verboten - an den Tanz- und Spielveranstaltungen teilzunehmen. In der christlichen Bevölkerung zeigte sich hierauf eine wachsende Abwehrhaltung gegenüber den jüdischen Versuchen, sich in die vorherrschenden gesellschaftlichen Strukturen zu integrieren, was in zahlreichen Beschwerdebriefen im Staatsarchiv Marburg zum Ausdruck kommt.
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