Der Stadtspaziergang beginnt im Osten der Stadt und endet im Westen – die tatsächliche Abfolge der einzelnen Stationen entspricht nicht immer der chronologischen Entwicklung. Die Führung setzt ein beim alten jüdischen Schulhaus aus dem 18. Jahrhundert und wendet sich dann dem Zentrum der Stadt zu. Dort wurde vor kurzem bei einer archäologischen Notgrabung der spektakuläre Fund einer Kellermikwe gemacht, die aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt. Daneben befanden sich Judengasse und Synagoge. Anschließend führt der Rundgang zu Orten und Häusern, an und in denen jüdische Kaufleute, Politiker und Bankiers lebten. Der Spaziergang endet beim jüdischen Friedhof, der sich neben dem christlichen Friedhof an einem Waldabhang befindet.

Adresse

Näherstillerstraße 3
98574 Schmalkalden
Deutschland

Dauer
36.00
Literatur
Handy, Peter und Ute Simon, Steine des Gedenkens für die Juden in Schmalkalden, Schmalkalden 2018.
Kahl, Monika, Denkmale jüdischer Kultur in Thüringen, Bad Homburg 1997.
König, York-Egbert, Krause-Vilmar, Dietfrid und Ute Simon, Ludwig Pappenheim. Redakteur – Sozialdemokrat – Menschenfreund, Berlin 2014.
Litt, Stefan: Juden in Thüringen in der frühen Neuzeit (1520-1650). Köln, Weimar, Wien 2003.
Moeglin, Karine: Presence et absence juive en Allemagne: Schmalkalden 1812-2000. Dissertation, Paris 2012.
Schönewald, Susann, Erinnerungen an ein Drogerie-Haus in Kriegszeiten, in: Südthüringer Zeitung / Freies Wort, 17.03.2018.
Schwierz, Israel, Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen, Erfurt 2007.
Simon, Ute, Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Schmalkalden, in: Meininger Heimatklänge, 11.11.2013 (Nr. 9).
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und Stadtverwaltung Schmalkalden (Hg.), Auf den Spuren der Vergangenheit. Stadtarchäologie in Schmalkalden, Meiningen 2018.
Länge
2.90
Stationen
Adresse

Näherstiller Straße 3
98574 Schmalkalden
Deutschland

Geo Position
50.71993, 10.458725
Titel
Ehemaliges jüdisches Schulhaus mit Mikwe
Stationsbeschreibung

Das Gebäude stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Bis 1933 war es in jüdischem Besitz und wurde als jüdisches Schulhaus, Lehrerwohnung und Mikwe benutzt. Ein Vorgängerbau an dieser Stelle diente bereits im 17. Jahrhundert als Wohnung des jüdischen Lehrers der Gemeinde. In der Nähe, vor dem Stiller Tor (dem Osttor der Stadt), lag der erste, im 17. Jahrhundert angelegte, jüdische Friedhof. 1962 wurde er abgeräumt und bebaut; die Grabsteine wurden auf den 1898 errichteten neuen jüdischen Friedhof im Westen der Stadt gebracht. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirkten an der jüdischen Schule zwei Gelehrte und Rabbiner: Chaim Schweich (starb in den 1840er Jahren) und darauf für 40 Jahren Meyer Eckmann. Danach wechselte der Lehrer häufig, wie verschiedene Stellenangebote aus damaligen Zeitungsausgaben belegen. Dieser Lehrer unterrichtete nur in Religion: Die meisten jüdischen Kinder besuchten wie die christlichen die Realschule; waren aber samstags vom Schreiben und weiteren Tätigkeiten befreit, um die Gebote des Schabbats einhalten zu können. 1995 wurde im Gebäude eine Mikwe entdeckt. Erhaltene Pläne und Kostenvoranschläge aus dem Stadtarchiv lassen die Entstehung des rituellen Tauchbades auf das Jahr 1837 datieren. Die Antragsteller wollten ein neues, gemauertes Frauenbad einrichten, da das alte im Keller eines Hauses an der nahe gelegenen Stiller Chaussee „nur wie eine Erdgrube“ sei. Das Prozedere zur Bewilligung der Erstellung einer zum Hause hinführenden Wasserleitung zog sich über mehrere Jahre hin. Belegbar ist die konkrete Ausführung nicht, wohl aber die Tatsache, dass die jüdische Gemeinde für die genehmigte Brunnenableitung jährlich einen Taler Erbzins bezahlte. Für 1890 sind Umbauarbeiten am Dachgeschoss und die Errichtung der heute noch erhaltenen Mikwe bezeugt. Bis 1995 wurde der von drei mal drei Meter große Raum, in dem sich die Mikwe befindet, als Abstellraum benutzt. Das Tauchbad mit sieben Stufen war mit Platten abgedeckt. Heute ist das Gebäude, an das sich ein Nutzgarten anschließt, im Besitz der Jüdischen Landgemeinde Thüringen.

Adresse

Hoffnung 38
98574 Schmalkalden
Deutschland

Geo Position
50.722241, 10.453837
Titel
Keller-Mikwe im Stadtzentrum
Stationsbeschreibung

2015 entdeckten Archäologen der Thüringischen Denkmalpflege bei einer Notgrabung überraschend eine Mikwe im Keller des im 17. Jahrhundert errichteten Fachwerkhauses Hoffnung 38. Das gut erhaltene rituelle Tauchbad befand sich unter dem Fußboden eines Gewölbekellers und geriet vermutlich Ende des 18. Jahrhundert in Vergessenheit. Die Kellermikwe wurde hauptsächlich durch Grundwasser gespeist und besaß vier Schächte. Drei befinden sich eng beieinander, der vierte ist durch eine hölzerne Wasserleitung mit steingefasstem Überlauf mit dem Ensemble verbunden. In das große Becken führen zwei Stufen, der Boden ist mit Steinplatten ausgelegt. Im Bad mit einem Fassungsvermögen von etwa einem Kubikmeter Wasser konnten Juden*Jüdinnen gemäß den Vorschriften vollständig untertauchen. Der durch die Holzwasserleitung verbundene separate kleinere Schacht diente wahrscheinlich der rituellen Reinigung (Kaschern) von Geschirr. Das große Becken entstand vermutlich im Zusammenhang mit dem Bau der nahen Synagoge im Jahre 1622. Vermutlich kam es am Vorabend des 30-jährigen Krieges (1618-1648) zu einem größeren Zuzug, bzw. zur Entstehung der jüdischen Gemeinde Schmalkaldens. Damit wurde auch der Bau von Einrichtungen wie einer Mikwe und einer Synagoge dringend.

Spätestens im 18. Jahrhundert wurde die Mikwe aufgegeben und der Keller profan genutzt. Der Fund der Mikwe ergänzt die Stadtgeschichte und zeigt, dass Christ*innen und Juden*Jüdinnen hier direkt nebeneinander lebten. Das Haus Hoffnung 38 war von mindestens 1726 bis 1875 in jüdischem Besitz. Die Kellermikwe ist über das Haus Hoffnung 38 zugänglich, wo im Erdgeschoß eine Ausstellung zum jüdischen Leben geplant wird. Dahinter liegt die Mikwe. Der Präsentationsraum soll sich in zwei Ebenen gliedern: ebenerdig die Besichtigungszone und, über eine Brüstung einsehbar, die tieferliegende Befundszone im ehemaligen Gewölbekeller des Vorgängerbaus.

Adresse

Judengasse
98574 Schmalkalden
Deutschland

Geo Position
50.72165, 10.452801
Titel
Judengasse
Stationsbeschreibung

Die Judengasse gehört zu den ältesten Straßen in Schmalkalden. Hier ließen sich vermutlich im 14. Jahrhundert auf einer bis dahin innerhalb der Schmalkalder Stadtmauern unbesiedelten Fläche jüdische Bürger*innen nieder. Bereits für das Ende des 13. Jahrhunderts sind Juden*Jüdinnen in Schmalkalden bezeugt. 1348 wurden während der Pestepidemie im Zuge eines Pogroms 18 jüdische Bewohner*innen der Stadt erschlagen. Bereits 1375 wohnten wieder Juden*Jüdinnen in Schmalkalden, ebenso im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Ab 1570 jedoch werden bis 1611 keine jüdischen Bewohner*innen mehr erwähnt.

1611 siedelten sich mit Erlaubnis des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel vier jüdische Familien aus Hessen an. Sie durften nur im Handel mit Trödelwaren und im Geldverleih tätig sein. Trotz Einschränkungen in der Berufsausübung, wuchs die Gemeinschaft. 1611 wurde ein Friedhof angelegt; 1622 die Synagoge errichtet. Aus einer ähnlichen Zeit stammt die kürzlich entdeckte Mikwe im Keller des Hauses Hoffnung 38.

Die jüdischen Familien wohnten an verschiedenen Orten in der Stadt: An der Judengasse, der (nördlicher gelegenen) Pfaffengasse und der Haindorfsgasse (westlich der Stadtkirche St. Georg gelegen). 1666 gab es elf jüdische Familien mit 53 Personen in Schmalkalden. Der Schmalkalder Rat forderte in den 1630er Jahren die Ausweisung der Juden*Jüdinnen aus der Stadt, scheiterte jedoch am Einspruch des Landgrafen, der „seine Juden“ als Steuerzahler nicht verlieren wollte.

1823/24 wurde die jüdische Gemeinde Schmalkaldens, die zum Rabbinat Fulda gehörte, wie alle israelitischen Gemeinden Kurhessens der Staatsaufsicht unterstellt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl jüdischer Bürger*innen noch einmal an. Viele beteiligten sich an der Entstehung von Betrieben der Metallverarbeitung. 1858 erreichte die jüdische Gemeinde mit 338 Mitgliedern ihre höchste Anzahl; danach ging sie zurück. Um 1878 gab es um die 25 jüdische Haushalte.

Mit der Deportation der letzten jüdischen Einwohner*innen Schmalkaldens im Jahre 1944 in die Vernichtungslager endete die Geschichte der hiesigen jüdischen Gemeinde. Mindestens 18 gebürtige zw. länger in Schmalkalden lebende jüdische Bewohner*innen wurden Opfer der Shoa. Während der Nazizeit hieß die Judenstraße von 1938 bis 1991 „Hoffnung“.

Adresse

Judengasse 35
98547 Schmalkalden
Deutschland

Geo Position
50.721621, 10.452847
Titel
Synagoge
Stationsbeschreibung

Unter den Juden*Jüdinnen, die sich 1611 mit Bewilligung des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel in Schmalkalden niederlassen durften, befand sich Isaak Schmuel. Auf seine Veranlassung wurde 1622 in einem Hofe im Winkel der Judengasse eine Synagoge, ein kleiner niedriger Bau, errichtet und im gleichen Jahr feierlich eröffnet. 1639 lebten 21 jüdische Familien in der Stadt, bis 1666 ging die Anzahl wieder auf elf Familien mit 23 Personen zurück. Sie nutzten um diese Zeit neben Synagoge, Mikwe und Schule auch einen eigenen Friedhof am Stiller Tor.

In der Nacht vom 6. auf den 7. Juni 1717 fiel die Synagoge zusammen mit vier weiteren jüdischen Wohnhäusern in der Judengasse sowie weiteren Häusern einem Stadtbrand zum Opfer. Als schmuckloser und hoher Bau ohne Fenster zur Straßenseite und mit einem Eingang zur Hofseite wurde die Synagoge bereits im darauffolgenden Jahr wiederaufgebaut. In dieser Form bestand sie für weitere 200 Jahre.

Als 1929/30 die Judengasse für den Verkehr neu erschlossen wurde, brach man die alte Synagoge ab. Der Neubau nach einem Entwurf des Architekten Walter Peter war schlicht gehalten. Der einfache Bau wirkte wie ein Wohnhaus mit einer repräsentativen Eingangsfront. Die Einweihung fand 1930 statt.

Während des Pogroms am 9. November 1938 wurde der erst knapp zehn Jahre alte Bau stark beschädigt; danach wurden die Reste gesprengt. Die jüdischen Bewohner*innen der Stadt hatten ihr Gotteshaus selbst räumen und der Verbrennung der rituellen Gegenstände auf dem Marktplatz zuschauen müssen. Auf dem geräumten Grundstück wurde ein zweigeschoßiges Wohnhaus errichtet. Seit 1989 erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge an diesem Standort; später kam eine Informationstafel dazu.

Adresse

Altmarkt 12
98574 Schmalkalden
Deutschland

Geo Position
50.720973, 10.451117
Titel
Joseph Müller – Germania-Drogerie
Stationsbeschreibung

Anfang des 19.Jahrhunderts änderte sich die berufliche Struktur der Schmalkalder Juden*Jüdinnen: Sie übten nun auch Handwerksberufe wie Sattler, Schneider und Leinenweber aus. Besonders nach dem Abbau aller gesetzlicher Restriktionen ab 1871 siedelten sich vermehrt jüdische Familien in Schmalkalden an; sie waren für die wirtschaftliche Entwicklung Schmalkaldens nicht unbedeutend; so gründeten Juden*Jüdinnen hier auch kleine Industriebetriebe. Gab es aber 1930 in Schmalkalden noch 24 jüdische Geschäftsleute, so wurden in der Nazizeit bis Ende 1938 alle Unternehmen „arisiert“ bzw. liquidiert.

Josef Müller (30.Mai 1862-21. November 1925) betrieb in Schmalkalden die Germania-Drogerie, ein „Droguen-, Chemikalien- und Farbwaaren-Geschäft" in bester Lage am Altmarkt. Er war Vorsteher der jüdischen Gemeinde, verheiratet mit Clara Mandel und hatte fünf Kinder: Hedwig (verheiratet mit Paul Herbert Marcks), Alfred, Robert, Willi und Ernst. Nach dem Tod von Josef betrieben dessen Söhne die Drogerie. Ein Teil der Familie verließ Deutschland bereits vor 1938. Im Novemberpogrom 1938 zerstörten Anhänger*innen des Naziregimes das Geschäft und Willy, der die Drogerie nun allein geführt hatte, wanderte ebenfalls aus. Die Drogerie wurde von Walter Vollmer übernommen und das ganze Gebäude am 6. Februar 1945 beim zweiten Luftangriff auf Schmalkalden durch eine amerikanische Bombe zerstört.

Ernst und seine Familie flohen über Nürnberg nach Griechenland und emigrierten von dort nach New York City. Ernst betrieb erfolgreiche Arztpraxen in Griechenland und New York City. Er starb 1953. Robert und seine Familie flohen nach Trinidad und weiter nach Chicago. Robert starb 1956. Willi Müller heiratete nicht. Er floh nach Shanghai und emigrierte nach dem Krieg nach Houston, Texas. Er war Konzertpianist und starb 1968 in Houston. Hedwig emigrierte mit ihrem Mann und den Kindern Lilly, Heinz und Helga nach Shanghai und von dort nach Kriegsende nach Houston. Paul Marcks starb 1941 in Shanghai 1941, Hedwig 1962 in Houston.

Heute (2019) befindet sich eine Baulücke an der Stelle des Gebäudes der ehemaligen Drogerie.

Adresse

Auer Gasse 9
98574 Schmalkalden
Deutschland

Geo Position
50.720763, 10.450291
Titel
Ludwig Pappenheim und die „Volksstimme“
Stationsbeschreibung

Ludwig Pappenheim war Redakteur und Lokalpolitiker. Er wurde 17. März 1887 in Eschwege in eine Kaufmannsfamilie geboren. In Hamburg absolvierte er eine Kaufmannslehre und arbeitete bis 1913 im Geschäft seines Vaters. Noch während seiner Lehrzeit - symbolträchtig am 1. Mai - trat er 1905 der SPD bei. Er wurde mit der Reorganisation der Parteiarbeit im damals noch hessischen Schmalkalden betraut. Als Soldat im 1. Weltkrieg wurde er zum Pazifisten. Bereits an der Front verfasste er mit Kameraden zahlreiche Flugblätter gegen den Krieg.

Mit seinem Erbe gründete Pappenheim in der Auergasse 9 die Zeitung „Volksstimme“ und wirkte dort als Redakteur seit 1919. Ab 1920 saß er als Abgeordneter der SPD im Provinziallandtag der Provinz Hessen-Nassau und nahm zahlreiche Ämter und Funktionen in SPD-Gremien wahr. Er setzte sich für die Verbesserung der Verhältnisse der Arbeiterschaft ein, für Volksgesundheit, Jugendarbeit und den Bau von Genossenschaftswohnungen: Er galt als Anwalt der Armen und war in der Arbeiterschaft beliebt.

Mit seiner Frau Frieda und vier Kindern wohnte er im eigenen Haus Sybillenburg 6. Wegen seiner politischen Ideale wurde er immer wieder inhaftiert. Während des Krieges musste er sich vor einem Feldgericht verantworten, 1919 wurde er im Zusammenhang mit Arbeiterunruhen verhaftet. 1923 und 1924 war er aus unbekannten Gründen im Gefängnis von Suhl inhaftiert. Am 25. März 1933 – zwei Tage nach Erlass des nationalsozialistischen „Ermächtigungsgesetzes“ – wurde der erklärte Kriegsgegner aufgrund einer anonymen Denunziation wegen des vermeintlichen Besitzes eines Waffenlagers (zu Unrecht) verhaftet. Im Konzentrationslager Neusustrum im Emsland inhaftiert, wurde er dort am 04. Januar 1934 angeblich „auf der Flucht“ erschossen.

Nach 1945 wurde die Ortschaft Kleinschmalkalden in „Pappenheim“ umbenannt, 1990 die Benennung rückgängig gemacht. Sieben Jahre später erhielt dort ein Platz mit einem ihm gewidmeten Gedenkstein seinen Namen.

Adresse

Weidebrunner Gasse 28
98574 Schmalkalden
Deutschland

Geo Position
50.725023, 10.452814
Titel
Bankhaus Gumprich
Stationsbeschreibung

1881 gründete sich in Schmalkalden das Bankhaus „Wachenfeld & Gumprich“. Der Anteilseigner und Bankier Friedrich Jacob Gumprich, der 1857 in Neustadt an der Haard geboren worden war, gehörte der jüdischen Gemeinde an. Das Schmalkalder Bankhaus hatte zeitweise sieben, am Ende noch vier Filialen und beschäftigte durchschnittlich 30 Mitarbeiter, darunter auch Lehrlinge. Friedrich Jacob Gumprich unterstützte und förderte Industrie und Handwerk sowie die Fachschule in Schmalkalden und war Mitglied der „Gesellschaft zur Bewaldung der Queste“.

1893 heiratete er die aus Augsburg stammende Irene Gunz (1872-1944). Das Ehepaar hatte vier Kinder. Irene Gumprich engagierte sich sehr im sozialen Bereich. Sie gründete die Irene-Gumprich-Stiftung für Kriegsopfer des 1. Weltkrieges und spendete Gelder für die Säuglings- und Jugendfürsorge.

Als Friedrich Jacob Gumprich 1922 starb, blieb der Anteil an der Bank in Familienbesitz. 1930 wurde das Bankhaus in eine Kommanditgesellschaft (KG) umgewandelt. Gesellschafter*innen waren die Erb*innen von Else Wachenfeld sowie die Familie Gumprich.

In der Pogromnacht am 9. November 1938 war das Gebäude des Bankhauses Angriffen von nationalsozialistischen Militanten ausgesetzt. Im gleichen Jahr, 1938, wurden die jüdischen Gesellschafter*innen aus der Bank gedrängt. Max Gumprich wurde, mit vielen anderen jüdischen Bürger*innen, in das KZ Buchenwald deportiert. Nachdem er der Enteignung seines Vermögens zugestimmt hatte, konnte er mit seiner Frau über Cuba in die USA auswandern.

Irene Gumprich blieb dagegen in Schmalkalden. Im März 1943 wurde sie als 70-jährige Frau aus ihrer Wohnung geholt und zur Gestapo nach Weimar gebracht. Am 19. April 1943 wurde sie von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert, wo sie starb. Am 29. Februar 1944 wurde sie eingeäschert.

Die ehemalige Bank „Wachenfeld & Gumprich“ hieß ab 1938 „Wachenfeld's Erben & von Dadelsen“. Nach dem Krieg gelang Anfang November 1945 die Wiedereröffnung unter diesem Namen. 1949 aber wurden private Bankgeschäfte verboten. Die noch bestehenden Privatbanken gingen in das Eigentum des Landes Thüringen über.

Adresse

Eichelbach 23
98574 Schmalkalden
Deutschland

Geo Position
50.724479, 10.438945
Titel
Optional: Friedhof
Stationsbeschreibung

Der „neue“ jüdische Friedhof wurde 1898 neben dem städtischen Friedhof eingerichtet. Er wird seit 1988 wieder gepflegt; ein eisernes Eingangstor weist einen Davidstern auf. Die Anlage ist in zwei Bereiche geteilt. Rechts des Eingangs befinden sich die Grabstätten, die nach 1898 angelegt wurden. Die 48 Gräber, darunter auch Doppelgräber, sind in vier Reihen beiderseits eines Weges angeordnet.

Die Grabmäler bestehen aus schwarzem Granit, haben eine steinerne Grabeinfassung, deutschsprachige Inschriften und sind schlicht gehalten. Die Statuten der jüdischen Gemeinde von 1882 setzten fest, dass die Bestattung auch ehemaligen Juden*Jüdinnen, die aus der Gemeinde ausgetreten waren, gestattet sei.

Auf dem Gelände links des Einganges befinden sich Grabsteine, die vom alten und ersten Friedhof stammen. Dieser war 1611 unmittelbar vor dem Osttor der Stadt (Stiller Tor) angelegt und bis 1895 benutzt worden. Daneben stand das jüdische Schulhaus mit einer Mikwe. Eine nötige Erweiterung des alten Friedhofes scheiterte an der Ablehnung der Stadtverwaltung und den Einsprüchen von Nachbarn. Die jüdische Gemeinde erwarb deshalb ein Grundstück im Eichelbach, in unmittelbarer Nachbarschaft zum ebenfalls neu angelegten städtischen Friedhof.

1960 wurde das alte Friedhofsgelände im Zuge der Stadterweiterung eingeebnet und die damals noch vorhandenen, ca. 100 Grabsteine auf den neuen Friedhof versetzt. Darunter befindet sich auch das Grabmal des bekannten Talmudisten Rabbi Chaim Schweich. Ein 1962 errichteter Gedenkstein weist auf diese Versetzung hin.

Die Grabmale sind in sieben Reihen links hinter dem Gedenkstein in leichter Hanglage errichtet worden. Die älteste lesbare Inschrift datiert von 1652. Die stehenden Steine aus Sandstein sind mehrheitlich traditionell gestaltet: Am oberen Rand abgerundet und mit Palmetten-, Blüten- Rankenmotiven verziert, weisen sie zum Teil umfangreiche hebräische Inschriften auf und sind mit den typischen Symbolen Kanne, segnende Hände oder Palmenzweig versehen.

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Autor
Alexandra Bloch Pfister

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