Gottschalk Joseph Ballin wurde am 24. März 1789 in Aurich als Sohn des Kaufmanns Joseph Meyer Ballin geboren. Seine Mutter Priba Ballin war eine ehemalige Goldschmidt, eine ebenfalls später in Oldenburg einflussreiche Familie. Ballin hatte zwei Brüder und zwei Schwestern. Er arbeitete als Bankier und eröffnete in Oldenburg das Hofbankhaus „C. & G. Ballin“.

Beruf
Bankier
Geburtsdatum
24. März 1789
Geburtsort
Aurich
Gender
Mann
Literatur
Lölhöffel, Helmut, John Raphael Loewenherz, https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/6656 (letzter Zugriff am 19.01.2019)
Niedersächsisches Landesarchiv Wolfenbüttel, 289 N, Materialsammlung Familie Ballin (insbesondere Stammfolgen), S. 65
Schniekel, Harald, Die ältesten jüdischen Familien in der Stadt Oldenburg, in: Stadt Oldenburg (Hg.), Die Geschichte der Oldenburger Juden und ihre Vernichtung, Oldenburg² 1988, S. 31-44.
Schulze, Heinz-Joachim, Oldenburgs Wirtschaft einst und jetzt. Eine Wirtschaftsgeschichte der Stadt Oldenburg des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Oldenburg 1965, S. 149.
Trepp, Leo, Die Oldenburger Judenschaft. Bild und Vorbild jüdischen Seins und Werdens in Deutschland, Oldenburg 1973, S. 16.
Vahlenkamp, Werner, Art. Ballin, in: Friedl, Hans et al (Hg.), Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, Oldenburg 1992, S. 45.
Vahlenkamp, Werner, Art. Gottschalk Josef Ballin, in: Tielke, Martin (Hg.), Biographisches Lexikon für Ostfriesland, Bd. 4, Aurich 2007, S. 22.
Wachtendorf, Günter, Oldenburger Häuserbuch. Gebäude und Bewohner im inneren Bereich der Stadt Oldenburg, Oldenburg 1996, S. 495f.
Stationen
Titel
Geschäftsleben in Oldenburg
Adresse

Lange Straße 51
26122 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.139462, 8.213251
Stationsbeschreibung

1811 wurde Oldenburg dem Französischen Kaiserreich zugesprochen. Während der Zeit der französischen Besetzung, in der Jüdinnen*Juden gleichberechtigt waren, zog es Gottschalk Joseph Ballin gemeinsam mit seinen Brüdern Cosmann und Samuel Joseph nach Oldenburg. Am 7. April 1812 gründeten Gottschalk Joseph Ballin und sein Bruder Cosmann Ballin eine Ellenwarenhandlung in Oldenburg. Neben dem Betrieb der Handlung waren die Brüder bereits im Bankwesen tätig. Aus dieser Nebentätigkeit entstand 1815 schließlich das Bankhaus „C. & G. Ballin“. Am 25. Januar 1820 starb Cosmann Ballin. Er ertrank auf der Rückfahrt von einem Einkauf auf der Weser beim Übersetzen. Nach diesem tödlichen Unfall seines Bruders führte Gottschalk Ballin das Geschäft allein weiter. Das Bankgeschäft nahm erst im Jahr 1854 einen wesentlichen Umfang an. In diesem Jahr trennte sich das Bankhaus von der Ellenwarenhandlung. Mitte Mai des Jahres 1854 übertrug Gottschalk Ballin das Manufakturwarengeschäft seinem Sohn Carl und seinem Neffen Siegfried Hahlo. 1857 wurde die Oldenburger Versicherungsgesellschaft gegründet. Unter den Gründern befand sich Gottschalk Joseph Ballin. Mitte 1872 schied Gottschalk Ballin aus dem Bankgeschäft als Rentier aus.

Titel
Familienleben und das Wohnhaus
Adresse

Theaterwall 41
26122 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.140707, 8.208168
Stationsbeschreibung

Am 8. November 1820 heiratete Gottschalk Joseph Ballin seine Cousine Bräunchen, ebenfalls eine geborene Goldschmidt. Der Stammbaum Ballins dokumentiert fünf Kinder: Johanna, Mathilde, Carl Joseph, Emma, Georg Bernard und Wilhelm. Alle Kinder brachten es wirtschaftlich weit und lösten sich, bis auf Tochter Emma, von ihren religiösen Bindungen, indem sie christliche Ehepartner*innen hatten. In den Quellen wird ausschließlich darüber berichtet, dass Ballin zwei seiner Söhne mit Bräunchen Goldschmidt bekam. Ob die anderen Kinder ebenfalls aus dieser Ehe stammen, ist nicht bekannt.

Die Familie Ballin lebte über mehrere Generationen in dem Wohnhaus am Theaterwall 41. Dieses wurde 1848 erbaut. Im Jahr 1898 wurde der Bau erweitert und 1952 umgebaut. Aus der Denkmahlkartei von 1977/78 geht hervor, dass es sich bei der Villa um einen zweigeschossigen, verputzen Massivbau mit Souterraingeschoss handelt. Das Dachgeschoss ist ausgebaut und die zwei Schaufassaden sind mit differenzierten und reichen renaissancistischen Schmuckfassaden verziert. Von 1848 bis 1876 lebte Gottschalk Joseph Ballin mit seiner Familie in dem Wohnhaus. Nach seinem Tod wohnten seine Witwe und die Kinder weiterhin am Theaterwall. 1883, nach dem Tod der Witwe, lebte die Tochter und Miteigentümerin Johanne Lamping, geb. Ballin allein durch Kauf bzw. Übertragung in dem Haus. 1897 kaufte Gottschalks Sohn Carl Joseph Ballin das Wohnhaus. Von 1918 bis 1935 lebten dessen Söhne, der Bankdirektor Wilhelm sowie Ernst Ballin, dort. Im Zeitraum von 1935 bis 1941 bewohnte ausschließlich Wilhelm das Haus. 1941 kauften seine Söhne Dr. Karl Ballin und Dr. Ernst August Ballin, beide im Regierungsrat, zu je 50% das Wohnhaus am Theaterwall.

Titel
Arbeit in der Gemeinde
Adresse

Peterstraße
26122 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.143654, 8.208998
Stationsbeschreibung

Neben seinen regen Aktivitäten innerhalb der Berufswelt avancierte Gottschalk Joseph Ballin zum Mitbegründer der Jüdischen Gemeinde in Oldenburg. Am 2. April 1822 wurde er einstimmig zum Vorsteher der Israelitischen Gemeinde in Oldenburg gewählt. Dieses Amt hatte er bis zum 1. März 1855 inne, bis er den Antrag stellte, von diesem Amt entbunden zu werden. 1854 nahm er an der Einweihung der neuen Synagoge in der Peterstraße in Oldenburg teil.

Titel
Der Kampf für die Gleichberechtigung der Judenschaft
Geo Position
53.140999, 8.212834
Stationsbeschreibung

Besonders engagiert zeigte sich Gottschalk Joseph Ballin in seinem Einsatz für die Gleichstellung der Jüdinnen*Juden gegenüber den Christ*innen. Sein Ehrgeiz und Engagement schlugen sich in einer Bittschrift an das Herzogtum nieder. Der Grund seines Anliegens beruhte auf dem weiterhin bestehenden Schutzbriefsystem, welches 1827 in das neue Judengesetz übernommen wurde. Am 13. Februar 1815 wurde Gottschalk sowie seinem Bruder Cosmann noch selbst ein Schutzbrief ausgestellt. Die Bittschrift übernahm Leo Trepp, einst Landesrabbiner in Oldenburg, wortwörtlich in sein Werk Die Oldenburger Judenschaft (1973). Trepp betont in seinem Vorwort in Bezug auf Ballins Schrift: „Man dürfte kaum ein Werk finden, das in so verhältnismäßig engem Rahmen die seelische, geistige und politische Lage der Juden darlegt, den geschichtlichen Hintergrund gibt, die Lehren des Judentum bezüglich des Verhältnisses von Juden und Heimatland zusammenfaßt und die aktuelle Situation umreißt“ (Trepp 1973: 57).

In seiner Bittschrift benennt Ballin voller Ehrfurcht und Anerkennung die Fortschritte bezüglich der Gleichstellung der Jüdinnen*Juden innerhalb der verschiedenen Bundesländer und erbittet, an diese anzuknüpfen. Gleichzeitig versucht er, weiterhin bestehende Vorurteile zu beseitigen. Insbesondere betont er die Bereitschaft der Jüdinnen*Juden, Teil des Ganzen zu werden. Die entscheidende Voraussetzung sei die Gleichstellung der Jüdinnen*Juden: „Muß aber allerdings dem Staate daran liegen, das separatistische Element, welches im Judentum noch zum Teil sich findet, zu mildern, so ist aber dafür die Gleichstellung gewiß das geeignetste Mittel. Schon jetzt, und zwar besonders, seit die Lage der Juden anfing, sich hier und da erträglicher zu gestalten, hat eine Reform im Innern des Judentums ihren Anfang genommen“ (Trepp 1973: 73). Erst im Jahr 1849 wurde seinen Bestrebungen nachgekommen, indem eine neue Verfassung für das Großherzogtum Oldenburg in Kraft trat.

Sterbedatum
4. Oktober 1876
Sterbeort
Oldenburg

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Autor
Julia von Deetzen, Elise Hahn, Louisa Heuer, Sina Schön und Marie Wolters