Bea Wyler wurde 1951 in Baden in der Schweiz geboren. Nach ihrem Schulabschluss absolvierte sie zunächst ein Studium der Agronomie und arbeitete einige Jahre in dieser Branche. Als junge Frau entdeckte sie ihre jüdischen Wurzeln, unternahm eine Reise nach Israel und begann ein jüdisches Theologie-Studium. Nach ihrer Ordination 1995 war sie bis 2004 Rabbiner der Jüdischen Gemeinden Oldenburg und Delmenhorst. Damit war Bea Wyler der erste weibliche Rabbiner in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Mittlerweile lebt Bea Wyler wieder in der Schweiz, wo sie noch immer lehrt und publiziert.

Beruf
Rabbiner
Geburtsdatum
1951
Geburtsort
Baden (Schweiz)
Gender
Frau
Literatur
Brodbeck, Doris, Domhardt, Yvonne, Stofer, Judith, Siehe, ich schaffe Neues. Aufbrüche von Frauen in Protestantismus, Katholizismus, Christkatholizismus und Judentum, Bern 1998, S. 229ff.
Schicke, Sabine, Erste Rabbinerin vor 20 Jahren löst Kontroverse aus, in: Nordwest-Zeitung, 04.08.2015,
https://www.nwzonline.de/oldenburg/politik/vor-20-jahren-erste-rabbinerin-erste-rabbinerin-vor-20-jahren-loest-kontroverse-aus_a_30,0,2148087841.html (letzter Zugriff am 17.01.2019)
https://www.gcjz-ostfriesland.de/aktuelles/biblisches-gespraech-mit-rabbinerin-bea-wyler-zuerich.html (letzter Zugriff am 17.01.2019)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9207595.html (letzter Zugriff am 17.01.2019)
https://www.badenertagblatt.ch/aargau/baden/diese-wettingerin-ist-die-einzige-rabbinerin-der-schweiz-129634151 (letzter Zugriff am 17.01.2019)
http://www.safpro.ch/Tagungsflyer.pdf (letzter Zugriff am 17.01.2019)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9207595.html (letzter Zugriff am 17.01.2019)
https://www.welt.de/print-welt/article653129/Wenn-Frau-Rabbiner-den-Chef-zitiert.html (letzter Zugriff am 17.01.2019)
http://www.hagalil.com/bet-debora/journal/rabbinat.htm (letzter Zugriff am 17.01.2019)
https://www.gcjz-ostfriesland.de/aktuelles/biblisches-gespraech-mit-rabbinerin-bea-wyler-zuerich.html (letzter Zugriff am 17.01.2019)
Stationen
Titel
Kindheit und erste Berufslaufbahn
Geo Position
47.472722, 8.307806
Stationsbeschreibung

Bea Wyler wurde im Jahr 1951 in Baden (Schweiz) als Tochter eines Kaufmanns und einer Hausfrau geboren. Obwohl sie den jüdischen Religionsunterricht besuchte, zeichnete sich ihre Familie durch keine ausgeprägte jüdisch-orthodoxe Lebensweise aus. Rituale, wie das Anzünden der Kerzen zum Schabbat, wurden zwar eingehalten, Speisegebote dagegen fanden keine besondere Beachtung. Nach ihrem Schulabschluss nahm sie ein Studium der Agronomie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich auf, in dessen Rahmen sie erste Berufserfahrungen in der Region Oldenburg sammelte. Nachdem sie einige Jahre im landwirtschaftlichen Bereich tätig war, wechselte sie in den Journalismus. Sie wurde 1980 Leiterin des Wissenschaftsressorts der Basler Zeitung. Um ihre agronomischen Kenntnisse mit dem Journalismus zu verbinden, trat sie schließlich eine Stelle in der Öffentlichkeitsarbeit eines Baseler Chemieunternehmens an.

Titel
Das Theologie-Studium
Adresse

3080 Broadway
New York City, NY 10027
Vereinigte Staaten

Geo Position
40.811915, -73.959644
Stationsbeschreibung

Der jüdische Glaube hatte lange keinen großen Raum im Leben von Bea Wyler eingenommen. Als sie sich schließlich einer Frauenbewegung in Basel anschloss und zudem mit ihrem bisherigen beruflichen Leben unzufrieden war, begann sie nachzudenken. Wyler wollte mehr über ihre Religion erfahren und herausfinden, welche Rolle sie in ihrem Leben einnehmen könnte. Bea Wyler begann, regelmäßig die Synagoge in Basel zu besuchen und sich mit den Traditionen des Judentums auseinanderzusetzen. Zudem reiste sie nach Israel und beschloss nach ihrer Wiederkehr, in London am Leo Baeck College zu studieren. Ein weiterer Schritt während ihrer Ausbildung zum Rabbiner war das Studium am Jewish Theological Seminary of America in New York City. Ein kleines Nebeneinkommen verdiente sie sich in dieser Zeit mit dem Nähen von modernen Gebetsschals. Im Jahr 1995 schloss sie in New York City ihr Studium ab und wurde dort zum Rabbiner ordiniert. Von Amerika ging es dann für Wyler nach Oldenburg in Niedersachsen, wo sie einer Gemeinde mit rund 80 Mitgliedern vorstand.

Titel
Die Zeit in Oldenburg – Von der Amtseinführung bis zur Heimkehr in die Schweiz
Adresse

Leo-Trepp-Straße 15-17
26121 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.14326, 8.206886
Stationsbeschreibung

Am 1. August 1995 trat Bea Wyler das Amt des Rabbiners in den Jüdischen Gemeinden Oldenburg und Braunschweig an. Sie ist damit der erste weibliche Rabbiner in Deutschland seit der Shoah. Am 7. August 1995 wurde Bea Wyler durch die beiden Präsidentinnen des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Sara-Ruth Schumann und Renate Wagner-Redding, ihren zu betreuenden Gemeinden vorgestellt. Im Dezember des gleichen Jahres wurde sie offiziell in ihr Amt eingeführt.

Dass eine Frau in einer Gemeinde das rabbinische Amt betreute, sorgte deutschlandweit bei vielen orthodoxen Jüdinnen*Juden für Unverständnis. Sara-Ruth Schumann, damalige Erste Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Oldenburg, äußerte sich in einem Spiegel-Interview jedoch folgendermaßen zu der Kontroverse, die mit Bea Wylers Amtsantritt ausgelöst wurde: „Das ist kein Konflikt. Ich respektiere die Einstellung der Orthodoxie, die bisher das Gemeindeleben in Deutschland geprägt hat. Es ist aber eine Bereicherung, wenn Veränderungen eintreten. Wir greifen eine Tradition auf, die in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg entstand“ (Schicke 2015). Damit spielt Schumann auf Regina Jonas an, die 1935 als erste Frau ordiniert wurde.

Bea Wyler leitete ihre rund 200 Gemeindemitglieder in der jüdischen Liturgie, den jüdischen Feiertagen und den damit verbundenen Vorbereitungen an. Neben der Gemeindearbeit unterrichtete Bea Wyler von 1995 bis 1998 an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg im Studiengang Jüdische Studien. 1997 wurde sie Rabbiner in der Jüdischen Gemeinde Delmenhorst, sodass sie nun insgesamt für drei Gemeinden zuständig war. In den Jahren ihrer Tätigkeit verdoppelte sich die Anzahl der Mitglieder in den drei Gemeinden. Hintergrund war dabei vor allem die zeitlich bedingte Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion. Im Jahre 2004 gab sie die Ämter in den niedersächsischen Städten ab und zog zurück in die Schweiz. Dort lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann in Wettingen. Bis heute lehrt und publiziert sie, ist aber inzwischen pensioniert.

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Autor
Janna Becker, Hanna Kuehn und Janine Stiekel