Moses Katzenberg (1912–1980) besuchte in den Jahren 1931/32 zunächst das Lehrerseminar in Würzburg und arbeitete ab 1936 an Schulen in Kassel und Dortmund. Am 04. Juli 1937 zog es ihn von Spangenberg bei Kassel nach Oldenburg, wo er weiterhin als Lehrer, aber auch als Leiter der Jüdischen Volksschule sowie Kantor tätig war. Am 10. August 1938 heiratete er Sophie Katzenberg, geb. Baum (1915–2010), mit welcher er später zwei Kinder bekam. Im November des gleichen Jahres wurde Katzenberg verhaftet und anschließend im Gerichtsgefängnis Oldenburg in „Schutzhaft“ genommen. Vom 11. November bis 29. Dezember 1938 war er im Konzentrationslager Sachsenhausen. Schließlich gelang es Katzenberg am 17. Juli 1939 mit seiner Frau nach London (England) zu emigrieren, wo er im Dezember 1980 auch verstarb.

Beruf
Lehrer
Geburtsdatum
25. September 1912
Geburtsort
Guxhagen (Kreis Melsungen, Hessen)
Gender
Mann
Literatur
Landesarchiv Oldenburg, Rep 410 PA Akz. 116 Nr. 75.
Landesarchiv Oldenburg, Oldenburgisches Ministerium der Kirchen und Schulen, Akte betreffend den jüdischen Volksschullehrer Moses Katzenberg, IV_33_31 b K.1.
https://www.dm-euro-rechner.de/die-reichsmark.html (letzter Zugriff am 26.02.19)
Paulsen, Jörg, Erinnerungsbuch. Ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg 1933-1945, Bremen 2001 (vgl. http://erinnerungsbuch-oldenburg.de/jeo.php?PID=243 (letzter Zugriff am 25.02.19)).
Stationen
Titel
Familie
Adresse

unbekannt
34302 Guxhagen
Deutschland

Geo Position
51.206869, 9.482498
Stationsbeschreibung

Moses Katzenberg war eines von fünf Kindern der Eheleute Isaak (1882–1943) und Jettchen Katzenberger, geb. Katz (1890–1941) und wurde am 25. September 1912 in Guxhagen (Hessen) geboren. Am 10. August 1938 heiratete er Sophie Katzenberg, geb. Baum (1915–2010) in seinem Geburtsort Guxhagen. Gemeinsam bekamen sie zwei Kinder. Sohn Isaac wurde im Jahr 1946 geboren. Nur ein Jahr später folgte Tochter Judith. Moses verstarb im Dezember 1980 und seine Frau Sophie am 10. November 2010 in London.

Titel
Ausbildung und frühe Lehrtätigkeit
Adresse

Lindenstraße
44289 Dortmund
Deutschland

Geo Position
51.476309, 7.59232
Stationsbeschreibung

Moses Katzenberg war Lehrer für Hebräisch und Naturgeschichte sowie israelitische Religionslehre. Der Direktor, Buchheim, der Jüdischen Volksschule in Dortmund, an welcher Katzenberg unter anderem tätig war, äußerte sich in einem Empfehlungsschreiben 1937 folgendermaßen:

„Mit Fleiß und verantwortungsvoller Gewissenhaftigkeit entledigte sich Herr K. der ihm gestellten Aufgabe. In der Behandlung des Stoffes zeigte er ein gutes methodisches Geschick, in der Behandlung der Kinder ein psychologisches Feingefühl, sodass er mit keinerlei Disziplinschwierigkeiten zu kämpfen hatte. […] Lehrerkollegium und Schülerschaft sahen ihn ungern von uns scheiden“.

In den Jahren 1931/32 besuchte Katzenberg das Lehrerseminar in Würzburg und unterzog sich der sogenannten „Schlußprüfung für Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten“. Er schloss mit der Gesamtnote „lobenswert“ ab und wurde für fähig erklärt, den Vorbereitungsdienst anzutreten. In einer Beurteilung, 1931/32, zu einer von ihm gehaltenen Einführung in das Turnen heißt es:

„In den Lehrproben zeigte er sehr großes Lehrgeschick, liebevoll behandelte er die Kinder“. Außerdem werden „[seine] ernste, sittliche-religiöse Lebensführung und sein gewinnendes Auftreten […]“ anerkennend erwähnt.

Vom 15. Juni 1936 bis zum 08. Januar 1937 war der Lehrer in mehreren Klassen der Israelitischen Volksschule zu Kassel tätig. In einem für seine spätere Tätigkeit als Lehrer in Oldenburg 1937 angeforderten Empfehlungsschreiben äußert sich der Hauptlehrer Moses besonders lobend über Katzenbergs Fähigkeiten in den hebräischen Disziplinen, die er „[…] in Wort und Schrift bestens beherrscht, den Schülern wertvolle Kenntnisse vermittelt und gute Lehrerfolge erzielt“. Anschließend trat er bis zum 12. Februar 1937 mit Zustimmung der Regierung Arnsberg eine Vertretungsstelle an der Jüdischen Volksschule in Dortmund an. Dort leitete er den 8. Jahrgang und „[…] gab in zwei [anderen] Klassen Fachunterricht in Hebräisch und Naturgeschichte“.

[Alle Zitate stammen aus verschiedenen Blättern der Akte Rep 410 PA Akz. 116 Nr. 75 des Landesarchivs Oldenburg.]

Titel
Wirken in Oldenburg
Adresse

Kaiserstraße 3
26122 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.141363, 8.221212
Stationsbeschreibung

Nachdem Moses Katzenberg von 1932 bis 1937 in Spangenberg bei Kassel lebte, zog er nach Oldenburg, wo er zunächst für ein knappes Jahr in der Kaiserstraße 3 wohnte und weiterhin als Lehrer sowie Kantor tätig war. Innerhalb Oldenburgs zog er jedoch mehrere Male um. Ab Juni 1938 war er zunächst in der Peterstraße 6 gemeldet, wo zu diesem Zeitpunkt das Gemeindehaus der Jüdischen Schule ihren Standort bis Ende 1938 hatte. Ab 1939 wurde das Gemeindehaus in die Nordstraße 2 verlegte, diese wurde zugleich die zweite Meldeadresse Katzenbergs. Danach lebte er in der Achternstraße 33, dann wiederum in der Nordstraße 2 und zuletzt in der Johannisstraße 33.

Zum 14. Oktober 1937 wurde Katzenberg mit der Leitung der öffentlichen Jüdischen Volksschule in Oldenburg und mit dem Unterricht in der 1. Klasse (Alter 6 bis 8) beauftragt. Er erhielt eine Grundvergütung von 2.000 RM und einen Wohngeldzuschuss von 444 RM, was einem monatlichen Gehalt von 162,93 RM (umgerechnet etwa 39,74 Euro) entsprach. Im Zuge eines Unterrichtsbesuches im November 1937 merkte der Kreisschulrat zur Lehrerpersönlichkeit Katzenbergs an, dass sich dieser für die Leitung der Schule zu eignen scheine. Diese sei jedoch noch unzureichend ausgestattet. Es fehle an Einrichtungsgegenständen wie zum Beispiel einer Wandtafel und Leuchtkörpern sowie Lehrmitteln wie Landkarten. Der hier beschriebene Zustand der Schule besserte sich den Unterlagen zufolge bis März 1938. In einem Bericht des Schulrats vom 26. Oktober 1938 heißt es, die Schüler*innen würden bewusst „auf die Auswanderung hin geschult“ (Akte Rep 410 PA Akz. 116 Nr. 75, Landesarchiv Oldenburg).

Titel
Ausscheiden aus dem Volksschuldienst und Auswanderung
Bis
1951
Adresse

Queens Drive 84
London
N4 2HW
Vereinigtes Königreich

Geo Position
51.563595, -0.097067
Stationsbeschreibung

Am 09./10. November 1938 wurde Moses Katzenberg verhaftet und anschließend im Gerichtsgefängnis Oldenburg in „Schutzhaft“ genommen. Im Landesarchiv Oldenburg findet sich ein Schreiben des Oberbürgermeisters, welches auf den darauf folgenden Tag datiert ist und besagt, dass Moses Katzenberg und Alexander Freund ihre Tätigkeit an der Jüdischen Volksschule am 10. November 1938 aufgegeben haben und in nächster Zeit nicht in den Schuldienst zurückkehren werden.

Katzenberg wurde in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, in dem er vom 11. November bis zum 29. Dezember 1938 verblieb. Das Schulamt der Stadt Oldenburg stellte seine Gehaltsauszahlung zum Ende des Monats November ein und begründete dies mit Katzenbergs Gefängnisaufenthalt. Hierdurch hatte Moses Ehefrau Sophie Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Doch zu Beginn des folgenden Jahres wurde der Lehrer erneut mit der Leitung der Jüdischen Volksschule betraut. Auch die zuvor entfallenen Dienstbezüge wurden ihm nachträglich ausgezahlt. Allerdings erhielt Katzenberg am 11. Juni 1939 eine Einwanderungserlaubnis für England, er quittierte daraufhin seinen Dienst und emigrierte schließlich am 17. Juli 1939 mit seiner Frau nach London.

Titel
Rückkehr nach Deutschland?
Von
November 1951
Adresse

Tenterden Drive 60
London
NW4 1EE
Vereinigtes Königreich

Geo Position
51.593152, -0.214286
Stationsbeschreibung

1951 machte Katzenberg durch einen von ihm beauftragten Anwalt Gehalts- beziehungsweise Pensionsansprüche geltend. Da ihm diese aufgrund seines Angestelltenverhältnisses nicht zustanden, wurde stattdessen die Möglichkeit der Wiedereinstellung in den Volksschuldienst geprüft. Allerdings gab es zu dieser Zeit keine Jüdischen Volksschulen mehr in Niedersachsen. Katzenberg erklärte sich dazu bereit, das Angebot einer Anstellung an einer Gemeinschaftsschule in Hannover anzunehmen. Jedoch geht aus den vorliegenden Akten nicht hervor, ob Katzenberg noch einmal nach Deutschland oder in den Lehrdienst zurückkehrte.

Sterbedatum
Dezember 1980
Sterbeort
Hendon (London)

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Autor
Carolin Muth, Janina Szengel