Samuel Lazarus (13. Oktober 1887–November 1982) wurde, wie seine drei Geschwister Simon, Rosa und Paul, in Stapelmoor geboren. Er diente der Deutschen Armee im Ersten Weltkrieg und heiratete 1922 Gerta Jacobs, mit der er im selben Jahr am Damm 30 in Oldenburg lebte und dort die gemeinsamen Kinder Jan, Claus und Ilse großzog. Samuel arbeitete im Oldenburger Viehhandel und leitete eine eigene Vieh- und Pferdehandlung. Bevor er mit Gerta und Ilse nach Theresienstadt deportiert wurde, lebten die drei in Hamburg. Er überlebte die Zeit im Konzentrationslager und kam 1945 zurück nach Oldenburg, wo er sich zusammen mit seinem Sohn Jan erneut eine Viehhandlung aufbaute.

Beruf
Viehhändler
Geburtsdatum
13. Oktober 1887
Geburtsort
Stapelmoor
Gender
Mann
Literatur
Meyer, Enno, Die im Jahre 1933 in der Stadt Oldenburg i. O. ansässigen jüdischen Familien. Herkunft, berufliche Gliederung, späteres Schicksal, in: Oldenburger Jahrbuch 70 (1971), S. 44; S. 61.
Werkstattfilm e. V. (Hrsg.), Ein offenes Geheimnis. ‚Arisierung‘ in Alltag und Wirtschaft in Oldenburg zwischen 1933 und 1945, Katalog zur Ausstellung [Ein offenes Geheimnis. ‚Arisierung‘ in Alltag und Wirtschaft in Oldenburg zwischen 1933 und 1945, 27. April bis 1. Juli 2001 in der Steinweghalle in Oldenburg], Oldenburg 2001, S. 13.
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Stationen
Titel
Die Familie von Samuel Lazarus
Adresse

Damm 30
26135 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.134968, 8.218322
Stationsbeschreibung

Am 13. Oktober 1887 wurde Samuel Lazarus im ostfriesischen Stapelmoor geboren. Als Zweitgeborener seiner niederländischen Eltern Salomon Lazarus und Sophie Lazarus, geb. de Levie, hatte er noch einen älteren Bruder Simon (23. Juni 1886–unbekannt), eine jüngere Schwester Rosa (11. Dezember 1893–unbekannt) und einen jüngeren Bruder Paul (19. Oktober 1908–unbekannt). Nach der Heirat mit Gerta Lazarus, geb. Jacobs, die am 19. März 1900 ebenfalls in Stapelmoor geboren wurde, lebten er ab dem 20. Mai 1922 gemeinsam mit ihr am Damm 30 in Oldenburg. Dort wurden ihre drei Kinder Jan (09. April 1923–unbekannt), Claus (21. Februar 1925–04. Dezember 1925) und Ilse (29. August 1926–unbekannt) geboren. Der älteste Sohn Jan konnte über Holland mit einem Transport für Kinder am 15. November 1938 nach England emigrieren. Später kämpfte Jan als Soldat der Englischen Armee im Zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen. Er überlebte und wurde später als Dolmetscher eingesetzt. Der zweite Sohn Claus wurde nicht einmal ein Jahr alt. Lazarus’ Tochter Ilse war taubstumm und kehrte nach ihrem Aufenthalt in der Israelitischen Taubstummenanstalt Berlin-Weißensee 1941 wieder zu ihren Eltern zurück, die zu diesem Zeitpunkt in Hamburg lebten. Sie wurde am 23. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert und von dort aus nach Auschwitz gebracht, wo sie von ermordet wurde.

Titel
Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg
Adresse

Bremer Straße 69
26135 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.129961, 8.227494
Stationsbeschreibung

Samuel Lazarus besaß die niederländische Staatsbürgerschaft. Samuel nahm jedoch die deutsche Staatsbürgerschaft an, um deutscher Soldat zu werden. Aufgrund seiner beruflichen Erfahrung mit Pferden diente er der Oldenburger Kavallerie-Einheit als Meldereiter, in der er für seine Leistung mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse geehrt wurde. Durch eine schwere Kopfverletzung, die er in Russland erlitt, konnte er nicht mehr weiterkämpfen und erhielt das Silberne Verwundetenabzeichen.

Bis Oktober 1938 war Samuel Lazarus im Viehhandel tätig und führte zudem die Vieh- und Pferdehandlung Samuel Lazarus am Damm 30 in Oldenburg. Betroffen durch die verbotene Teilnahme jüdischer Händler*innen an Viehmärkten in Oldenburg, schrieb Samuel am 20. August 1935 einen Brief an das Ministerium des Innern. In diesem Brief bat er das Ministerium um Mitteilung, ob es Bestimmungen über das Verbot, Vieh an jüdische Händler*innen zu verkaufen, gebe und wie diese Bestimmungen zu begründen wären.

Titel
Beruf und Umzug
Adresse

Försterweg 43
22525 Hamburg
Deutschland

Geo Position
53.580456, 9.928946
Stationsbeschreibung

Nachdem 1938 sein Wandergewerbeschein und das Haus als „Sühneleistung“ eingezogen wurden, konnte die Familie nur noch aus ihren Ersparnissen schöpfen. Die Konfiszierung seines Hauses bewirkte den Umzug in das Haus an der Donnerschweer Straße 120 in Oldenburg. Dort lebten sie von März 1938 bis Mai 1940. Am 07. Mai zogen Samuel und Gerta für vierzehn Tage zur Schwester von Gerta nach Sonsbeck im Rheinland. Aufgrund der drohenden Abschiebung der Schwester mussten die beiden aufbrechen und wohnten aufeinanderfolgend an drei Orten in Hamburg. Zuerst zogen sie in die Moltkestraße 55, dann in ein sog. „Judenhaus“ in der Großen Bergstraße 108, in welches dann auch Ilse einzog. Zuletzt wohnten sie im Försterweg 43 in Hamburg-Stellingen. Als Samuel im Försterweg wohnte, waren die Jüdinnen*Juden in ihren Rechten bereits stark eingeschränkt, sodass er, um zu überleben, Särge für die dort ansässige jüdische Gemeinde fertigte.

Titel
Deportation und Befreiung
Geo Position
50.513798, 14.164634
Stationsbeschreibung

Indem der ehemalige Soldat Samuel Lazarus persönlich bei der Gestapo vorsprach, konnte er aufgrund seiner Verdienste im Ersten Weltkrieg die Deportation seiner Familie 13 Mal hinauszögern. Erst als ein Sonderzug aus ehemaligen Frontsoldaten des Ersten Weltkrieges und Menschen über 65 Jahren zusammengestellt wurde, konnte Samuel die Deportation von Ilse, Gerta und ihm nicht mehr verhindern. Sie wurden am 23. Juni 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht und dort 15 Monate festgehalten. Als Ilse dann während eines Appells für die Deportation nach Ausschwitz aufgerufen wurde, schloss auch Gerta sich ihrer Tochter an. Am 25. Oktober 1944 erreichten sie Auschwitz-Birkenau und wurden wahrscheinlich kurze Zeit später ermordet. Drei Monate später wurde auch die Häftlingsnummer von Samuel Lazarus aufgerufen. Um seine Deportation zu verhindern, deckte er die Nummer auf der Häftlingskleidung ab und rief: „Der ist schon tot“, sodass seine Nummer von der Deportationsliste entfernt wurde. Ab diesem Zeitpunkt gab es für ihn weder Schlafstätte noch Nahrung.

Titel
Aufbau einer neuen Existenz
Geo Position
53.160298, 8.245522
Stationsbeschreibung

Drei Monate lang, bis zur Befreiung des Lagers Theresienstadt durch die Rote Armee am 8. Mai 1945, konnte sich Samuel durch Küchenabfälle am Leben halten. Zu diesem Zeitpunkt brachte er nur noch 35 kg auf die Waage. Nach seiner Befreiung durch die Rote Armee zog Samuel Lazarus übergangsweise am 12. September 1945 für etwa einen Monat in die Rothenbaumchaussee 217 in Hamburg. Am 19. Oktober 1945 kehrte er dann zurück nach Oldenburg. Zusammen mit seinem Sohn Jan baute er sich wieder eine Viehhandlung mit dem Namen „Lazarus & Sohn“ in Oldenburg auf. Jan kam 1946 zurück nach Oldenburg, nachdem er von dem Überleben seines Vaters erfahren hatte.

Sterbedatum
November 1982
Sterbeort
Unbekannt

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Autor
Gesa Aden