Heimann Cohen, Sohn von Victor Feibel Cohen (1836–1900) und Minchen Cohen, geb. Breslauer (1844–1913), war eines von elf Kindern. Seine Geschwister waren: Schoontje Josephs-Cohen (1864–1944), Philipp Victor Cohen (1866–1943), Bernhard Cohen (1868–1932), Mathilda Hakkert-Cohen (1869–1943), Johanna Cohen-Juchenheim (1872–1943), Georgine Hakkert-Cohen (1874–1925), Elise van Gelder-Cohen (1876–1943), Wolf Wilhelm Cohen (1877-1913), Leeser Cohen (1881–unbekannt) und Moritz Cohen (1890–1943).

Die erste Tochter von Victor und Minchen, Schoontje, wurde 1864 in Groningen (Niederlande) geboren. Innerhalb der darauffolgenden zwei Jahre zog die Familie dann nach Neustadtgödens (Niedersachsen). Dort kamen auch ihre zehn Geschwister zur Welt.

Heimann Cohen hatte später in Oldenburg eine Viehhandlung und einen Handel mit Manufaktur-, Weißwaren und Lederbekleidung betrieben.

Beruf
Viehhändler, Inhaber einer Viehhandlung; Handel mit Manufaktur-, Weißwaren und Lederbekleidung
Geburtsdatum
4. Oktober 1883
Geburtsort
Neustadtgödens (Friesland)
Gender
Mann
Literatur
Christoffersen, Peter, Glossar. Die Vertreibung der Juden aus Ostriesland und Oldenburg, 2012: http://www.stolpersteine-bremen.de/glossar.php?id=41 (letzter Zugriff am 02.02.2019).
Digitaal Monument Joodse Gemeenschap in Nederland, https://www.joodsmonument.nl/en/page/403346/heymann-cohen (letzter Zugriff am 02.02.2019).
Ebeling, Barbara, Stolperstein Bremen Heymann Cohen, 2013: http://www.stolpersteine-bremen.de/detail.php?id=113 (letzter Zugriff am 02.02.2019).
Meyer, Enno, Die im Jahre 1933 in der Stadt Oldenburg i. O. ansässigen jüdischen Familien. Herkunft, berufliche Gliederung, späteres Schicksal, in: Oldenburger Jahrbuch 70 (1971), S. 23.
NLA OL, Best. 262-1 G Nr. 289, 406, 520.
Paulsen, Jörg, Erinnerungsbuch. Ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg 1933-1945, Bremen 2001, S. 69.
Reichsabgabenordnung vom 22. Mai 1931, in: FinanzArchiv / Public Finance Analysis 48 (1931), H. 2, S. 240-336.
Rohdenburg, Günther/Sommer, Karl-Ludwig, Erinnerungsbuch für die als Juden verfolgten Einwohner Bremens, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wegen ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Glaubensgemeinschaft oder nach Kriterien der nationalsozialistischen Rassegesetzgebung als Juden verfolgt wurden, Bremen 2006, S. 51.
Werkstattfilm e. V. (Hrsg.), Ein offenes Geheimnis. ‚Arisierung’ in Alltag und Wirtschaft in Oldenburg zwischen 1933 und 1945, Oldenburg 2001, S. 71.
Sonstiger Name
Heymann Cohen
Stationen
Titel
Das Leben in Friesland
Geo Position
53.3948, 8.09191
Stationsbeschreibung

Heimann Cohen war mit Hedwig Cohen, geb. Levi (1883–1942) verheiratet. Sie hatten zwei gemeinsame Töchter. Die erste Tochter Melitta Neugarten, geb. Cohen wurde am 10. August 1911 in Neustadtgödens geboren. Inge Parnes, geb. Cohen kam zehn Jahre später am 26. April 1921 in Streek bei Varel zur Welt. Die Familie lebte bis zu ihrem Zuzug nach Oldenburg am 08. Juni 1927 in Borgstede.

Titel
Heimann Cohen in der Selbstständigkeit
Adresse

Stau 30
26122 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.1404572, 8.2177221
Stationsbeschreibung

Am 08. Juni 1927 zog die Familie von Borgstede nach Oldenburg. Dort bewohnten Heimann Cohen, seine Frau Hedwig und die beiden Töchter, Melitta und Inge, ab Juli 1930 eine Mietwohnung am Stau 30 in Oldenburg. Cohen arbeitete zu diesem Zeitpunkt als Inhaber einer Viehhandlung. Wo genau diese lokalisiert war, ist nicht bekannt.

Am 27. November 1937 stellte Cohen einen Antrag auf die Erteilung eines „Wandergewerbescheins für den Handel mit Manufaktur-, Weißwaren und Lederbekleidung“ für das darauffolgende Jahr 1938. Zu dieser Zeit war es nicht unüblich ein Wandergewerbe anzumelden, da viele Selbstständige ihre Ware mobil verkauften. Auf den eingereichten Antrag äußerte sich der derzeitige Polizeimeister der Stadt Oldenburg in einem offiziellen Schreiben jedoch skeptisch: Cohen sei Jude und zusätzlich vorbestraft (vgl. NLA OL, Best. 262-1 G Nr. 406). Das Schöffengericht Oldenburg hatte Heimann Cohen am 27. Juli 1937 wegen Vergehens von §402 der Reichsabgabenordnung zu einer Geldstrafe von 1000.- RM (ca. 4100 €) verurteilt. Diese Ordnung von 1931 regelte die Strafe bei fahrlässiger Verkürzung der Steuereinnahmen und bei Steuerumgehung. Trotz der Zweifel des Polizeimeisters stellte der Minister der Finanzen Heimann Cohen am 1. Februar 1938 einen Wandergewerbeschein für das Jahr 1938 aus. Dieser lief unter der Register-Nr. 309 und hatte vorerst Gültigkeit. Damit war es Cohen erlaubt, in seinem Kraftwagen oder auf dem Fahrrad einen Warenwert von 200.- RM (ca. 820 €) mitzuführen.

Die Einnahmen aus dem Gewerbebetrieb betrugen monatlich 150.- bis 200.- RM (ca. 615 € bis 820 €), wobei Familie Cohen schon 75.- RM (ca. 307 €) für die Mietwohnung aufbringen musste. Da Heimann Cohen keinen Grundbesitz oder andere Vermögenswerte besaß, wurde er von seiner mittlerweile verheirateten Tochter Melitta finanziell unterstützt.

Titel
Der Verlust der Selbstständigkeit
Adresse

Donnerschweer Straße 120
26123 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.1590183, 8.2477397
Stationsbeschreibung

Mit dem Runderlass des Reichsinnenministers wurde Heimann Cohen informiert, dass er aufgrund des „Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung vom 6. Juli 1938 (RGBI. S. 823)“ nicht mehr dazu befähigt war, sein Wandergewerbe zu betreiben. Konkret hieß das: Er wurde aufgefordert seinen Wandergewerbeschein abzugeben.

Cohen kam dieser Aufforderung zunächst nicht nach, woraufhin der Minister der Finanzen den Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg darüber in Kenntnis setzte. Der Oberbürgermeister reagierte mit einer Ankündigung über die Löschung des Gewerbebetriebes.

Am 24. Oktober 1938 bestätigte der Minister der Finanzen in einem weiteren Schreiben die Einziehung des Scheines, was für Heimann Cohen das Ende seiner Selbstständigkeit bedeutete. In demselben Jahr zog Familie Cohen innerhalb Oldenburgs in die Donnerschweer Straße 120, wo sie von März 1938 bis März 1940 gemeldet waren.

Titel
Das Leben in Bremen
Adresse

Elsasser Straße 114
28211 Bremen-Schwachhausen
Deutschland

Geo Position
53.0784993, 8.84255
Stationsbeschreibung

Nachdem Familie Cohen am 26. März 1940 in der Faulenstraße 26 in Bremen gemeldet war, mussten sie am 31. Dezember 1940 in das „Judenhaus“ in der Elsasser Straße 114 umziehen. Der Begriff „Judenhaus“ wurde in der Behördensprache des Nationalsozialismus benutzt und bezeichnete Häuser, in denen jüdische Mieter*innen zwangsweise untergebracht wurden. Der Grund für den Umzug von Oldenburg nach Bremen war die großräumige, systematische Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Ostfriesland und Oldenburg.

Titel
Deportation nach Minsk
Geo Position
53.9023, 27.5619
Stationsbeschreibung

Gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern wurde Heimann Cohen am 18. November 1941 mit weiteren 567 Jüdinnen*Juden aus Norddeutschland nach Minsk (Weißrussland) deportiert. Von den 440 aus Bremen stammenden Jüdinnen*Juden überlebten lediglich sechs.

Unter dem Vorbehalt, es würde Arbeit auf sie warten, wurden die jüdischen Bewohner*innen vorab per Schnellbrief dazu aufgefordert, sich auf die Deportation vorzubereiten. Daher waren sie angehalten, offene Rechnungen z.B. von Strom und Wasser zu begleichen. Am frühen Morgen des 18. Novembers wurden Cohen und seine Familie in kleinen Gruppen zum Bremer Lloydbahnhof geführt. Von dort verließ um 08:40 Uhr ein Zug den Bahnhof und traf gegen 11:30 Uhr in Hamburg ein. Dort wurde der Zug mit Cohen, seiner Frau und den Töchtern an einen Wagen gekoppelt. In diesem befanden sich weitere 408 Jüdinnen*Juden, die auf dem Weg nach Minsk waren. Beide Züge trafen am 22. November 1941 in Minsk ein.

Untergebracht wurde die Familie Cohen in einem Sonderghetto. Dort arbeiteten 1.400 der Bewohner*innen als Zwangsarbeiter*innen, allerdings ist nicht bekannt, ob Heimann Cohen dazugehörte. Im darauffolgenden Jahr starb Heimann Cohen bei einer der größten Vernichtungsaktionen gegen die nicht arbeitsfähigen Insassen*innen des Ghettos.

Im Jahr 1942 waren vermehrte Besuche von deutschen Politikern (u. a. Heinrich Himmler) zu verzeichnen, die diese „Aktion“ anordneten. So wurden am 28. und 29. Juli rund 10.000 Jüdinnen*Juden ermordet. Auch Heimann Cohen, seine Frau Hedwig und die beide Töchter Melitta und Inge kamen am 28. Juli 1942 ums Leben.

Sterbedatum
28. Juli 1942
Sterbeort
Minsk

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Autor
Anna Kattenhorn und Inka Boekenfeld