Alina Treiger wurde 1979 in der Ukraine geboren und gründete schon in jungen Jahren einen jüdischen Jugendclub. Durch Kontakte mit verschiedenen Organisationen begann sie eine Ausbildung zur jüdischen Gemeindeleitung in Moskau. Anschließend gründete sie im Alter von 22 Jahren eine jüdisch-progressive Gemeinde in ihrer Heimatstadt Poltawa, woraufhin sich ihr die Möglichkeit bot, ein Studium für "Rabbinische Studien" am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam aufzunehmen. Nach der Ordination 2010 übernahm sie im gleichen Jahr die Jüdischen Gemeinden Oldenburg und Delmenhorst.

Beruf
Rabbinerin
Geburtsdatum
8. März 1979
Geburtsort
Poltawa (Ukraine)
Gender
Frau
Literatur
https://www.tagesspiegel.de/meinung/alina-treiger-in-deutschland-ordinierte-rabbinerin-es-ist-wirklich-unglaublich-dass-ich-die-zweite-bin/1973800.html (letzter Zugriff am 29. Januar 2019)
https://www.juedische-allgemeine.de/allgemein/die-umworbene/ (letzter Zugriff am 29.01.2019)
Interview mit Alina Treiger vom 18. Februar 2019.
Stationen
Titel
Kindheit und Jugend
Geo Position
49.748546, 34.532377
Stationsbeschreibung

Alina Treiger ist als Tochter einer studierten Lebensmitteltechnikerin und eines jüdischen Supermarktmitarbeiters im Jahr 1979 in Poltawa (Ukraine) geboren und aufgewachsen. Da es ihrem Vater aufgrund seines jüdischen Glaubens verwehrt wurde, ein Studium aufzunehmen, war dieser gezwungen, in der Leergutabteilung eines Supermarktes in Poltawa unter schlechten Bedingungen zu arbeiten.

In der damaligen Sowjetunion war Religion bzw. Religiosität eher verpönt. Aufgrund des verbreiteten Antisemitismus, standen viele Menschen besonders dem Judentum feindlich gegenüber. Deshalb gab es in Poltawa keine jüdischen Gemeinden und die dort lebenden Jüdinnen*Juden hielten ihre Identität geheim. Trotz der damaligen Umstände nahm Alina Treiger ihre jüdische Identität positiv wahr. Erst als die Sowjetunion 1991 zusammenbrach, wurden jüdische Gemeinden in der Ukraine wieder gegründet. So lernte sie andere jüdische Kinder kennen und gründete zusammen mit ihnen einen Jugendclub.

Titel
Theologische Ausbildung
Adresse

Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam
Deutschland

Geo Position
52.402615, 13.0116
Stationsbeschreibung

In der postsowjetischen Ukraine gab es viele jüdische Organisationen, die Verbindungen zu Israel vermittelten. Eine davon ist die Jewish Agency. Ziel war es, Jüdinnen*Juden für ihre Verbindung zu Israel zu sensibilisieren und einigen die Möglichkeit einer jüdischen Ausbildung zu bieten. Dieses Angebot nutzte auch Alina Treiger. Daher nahm sie an einer Reise nach Israel im Jahr 1994 teil und lernte dabei progressive Jüdinnen*Juden kennen. Durch diese Kontakte besuchte sie ein Sommerferienlager in der Ukraine. Dort erhielt sie das Angebot, das Studium Progressive Judaism in Moskau aufzunehmen, welches sie nur zwei Wochen später antrat.

Nach Abschluss des Studiums kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, um dort eine progressive jüdische Gemeinde aufzubauen. Durch ihren hohen Bekanntheitsgrad in Poltawa erhielt sie breite Unterstützung und es gelang ihr, die jüdische Gemeinde bereits nach einem Monat zu registrieren und zu eröffnen. Noch heute pflegt sie Kontakt zu dieser ersten Gemeinde. Nach der Gründung erhielt sie von der Union of Progressive Judaism das Angebot, "Rabbinische Studien" in Deutschland zu studieren. Auch diesem Angebot folgte sie und fuhr ohne jegliche Sprachkenntnisse zwei Monate später nach Potsdam. Zu Beginn hegte sie Zweifel, ob sie den Anforderungen des Studiums und des Berufes gerecht werden könnte. Doch schnell erkannte sie, dass sie ihre Persönlichkeit und ihre Lebenseinstellung mit dem Beruf verbinden konnte.

Schließlich wurde sie im Jahr 2010 als erste Frau in Deutschland nach der Shoa zur Rabbinerin ordiniert. Während sie im Studium noch mit vielen Vorurteilen und Anfeindungen als angehende weibliche Rabbinerin zu kämpfen hatte, wurde sie nach der Ordination von der Öffentlichkeit sehr positiv wahrgenommen.

Titel
Arbeit in Oldenburg
Adresse

Leo-Trepp-Straße 15-17
26121 Oldenburg
Deutschland

Geo Position
53.14326, 8.206886
Stationsbeschreibung

Im November 2010 übernahm Alina Treiger das Amt als Rabbinerin in den Gemeinden Oldenburg und Delmenhorst. Obwohl die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg klein ist, beschreibt Treiger sie als sehr aktive Gemeinschaft. Sie legt bei ihrer Arbeit als Rabbinerin Wert darauf, mit den Gemeindemitgliedern auf Augenhöhe zu kommunizieren und lehnt autoritäre Strukturen ab. Des Weiteren findet sie besonderen Gefallen an der Jugendarbeit, die eigentlich nicht ihrem primären Zuständigkeitsbereich entspricht. Aufgrund der überschaubaren Größe der Gemeinde übernimmt sie aber auch hier viele Aufgaben und lernt so zum Beispiel mit Kindern und Jugendlichen, indem sie ihnen jüdische Werte vermittelt. Dabei wird sie stets von weiteren ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern unterstützt. Dieser Arbeitsbereich gibt ihr Kraft für andere schwierige Aufgaben wie Beerdigungen, Seelsorge oder Krankenbesuche. Ebenso bereitet ihr der Gottesdienst viel Freude, bei dem sie viel Wert auf die Qualität legt.

Neben ihrem Beruf als Rabbinerin ist Alina Treiger auch Ehefrau von Rabbiner Tobias Jona Simon und Mutter zweier Söhne. Selbst wenn ihr berufliches Leben viel Zeit in Anspruch nimmt, und deshalb auch das Familienleben oft bestimmt, versucht sie dennoch, viel Zeit mit ihren engsten Angehörigen und Freund*innen zu verbringen. Darüber hinaus ist sie bemüht, Zeit für kulturelle Aktivitäten wie Theaterbesuche einzuräumen. Kurze Auszeiten genießt sie gerne in ihrem Oldenburger Lieblingscafé "Kaffee und Kleid" in der Kurwickstraße. Dort gefallen ihr besonders die gemütliche Atmosphäre sowie die selbst gebackenen Kuchen.

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Autor
Hanna Kuehn,
Janine Stiekel,
Janna Becker