Schwerin, malerisch im Südwesten einer waldreichen Seenlandschaft gelegen, ist die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern und mit gut 100.000 Einwohner*innen – nach Rostock – die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes. Wahrzeichen der Stadt ist das Schweriner Schloss, über Jahrhunderte Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge, seit 1990 Sitz des Landtages. In seiner heutigen Gestalt geht es auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, seine Ursprünge – wie auch die der Stadt – liegen jedoch bereits in slawischer Zeit (um 965). Nach der deutschen Eroberung und Neugründung im Jahr 1160 wurde Schwerin Bischofssitz und entwickelte sich zum Zentrum der Christianisierung des späteren Mecklenburg. Ob bereits zu dieser Zeit auch jüdische Händler in die neu besiedelte Region gekommen sind, ist nicht belegt. Für das wirtschaftlich eher schwache Schwerin findet sich ein erster Hinweis in einer Urkunde aus dem Jahr 1324. Danach dürften vermutlich nur einzelne jüdische Familien in der Residenzstadt gelebt haben – bis zur Vertreibung aus ganz Mecklenburg 1492. Die eigentliche Geschichte der jüdischen Gemeinde in Schwerin beginnt im Jahr 1671 mit einem herzoglichen Schutzbrief, und so soll auch dieser Spaziergang in Sichtweite des Schweriner Schlosses beginnen.

Adresse

Schlossstraße/ Ecke Alter Garten
19053 Schwerin
Deutschland

Dauer
60.00
Literatur
Einen guten Überblick zur jüdischen Geschichte in Schwerin geben die Beiträge von Bernd Kasten: Schwerin, in: Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern, hrsg. Irene Diekmann, Potsdam 1998, S. 224-252
Uta Rüchel (Text): Jüdische Geschichte (Schweriner Stadtrundgänge I), hrsg. Arbeit und Leben e. V., Schwerin 2009; dies.: Nationalsozialismus in Schwerin (Schweriner Stadtrundgänge II), hrsg. Arbeit und Leben e. V., Schwerin 2009.
Länge
5.00
Stationen
Adresse

Schlossstraße
Ecke Alter Garten
19053 Schwerin
Deutschland

Geo Position
53.626249, 11.416094
Titel
Erste Synagoge im "großen Judenhaus"
Stationsbeschreibung

„Auch die Juden sind unsere Unterthanen so gut gebohrene Mecklenburger, oft mehr noch gebohrene Schweriner, ...” (Herzogliches Schreiben an Schweriner Kaufleute, 1795)
Unter dem Schutz der Herzöge von Mecklenburg etablierte sich in Schwerin ab 1671 eine einflussreiche jüdische Gemeinde – sehr zum Missfallen des Magistrats und der Kaufmannschaft.

Nach den Vertreibungen von 1492 spielte Schwerin bei der erneuten Ansiedlung jüdischer Familien in Mecklenburg eine wichtige Rolle. Grund war die chronische Finanzknappheit der herzoglichen Kasse. So erteilte Christian Ludwig I. 1671 Levin Saalman als erstem Juden einen Schutzbrief zum Tabakhandel in der Stadt – weitere folgten. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts war die Familie des herzoglichen Hofagenten Michel Ruben Hinrichs (Hinrichsen) aus Glückstadt bestimmend. Sie prägte auch die neue jüdische Gemeinde in Schwerin und Mecklenburg. Auf Michels Initiative wurde 1696 ein erster Friedhof am Pfaffenteich angelegt. Im eigenen Haus am Anfang der heutigen Schloßstraße – dem damals bezeichneten „großen Judenhaus“ – befand sich die erste Synagoge Schwerins (um 1688). Michels Schwiegersohn, Jeremias Israel, fungierte als Rabbiner. 1749 beendete der Herzog das Monopol des Hauses Hinrichsen, weitere Schutzjuden-Familien wurden zugelassen, die sich auch im Silberhandel betätigten. Um 1763 sollen es schon 25 gewesen sein, 1794 sogar 50 – sehr zum Missfallen des Magistrats. Angesichts der erheblichen Einnahmen blieb der Herzog jedoch hart, und die jüdische Gemeinde konnte sich behaupten. 1763 wurde Jeremias Israel zum ersten Landesrabbiner ernannt, 1773 der Bau einer eigenen Synagoge in der Schlachterstraße genehmigt.

Adresse

Puschkinstraße 52
Schloßstraße 17 („Café Prag“)
19053 Schwerin
Deutschland

Geo Position
53.627436, 11.414669
Titel
Gasthaus Stern mit Hep-Hep-Krawallen
Literatur
Einen detaillierten Überblick zur Geschichte antijüdischer Ausschreitungen im 19. Jahrhundert geben Rainer Erb / Werner Bergmann: Die Nachtseite der Judenemanzipation. Der Widerstand gegen die Integration der Juden in Deutschland 1780-1860, Berlin 1989.
Stationsbeschreibung

„Schlaget die Juden heraus!” (1819)
In Sterns Gasthaus in der ehemaligen Königsstraße 60 trafen sich Schwerins Kaufleute – jüdische wie nichtjüdische. 1819 gingen von hier die antijüdischen Hep-Hep-Krawalle aus…

Am Anfang der Puschkinstraße, links neben dem Café Prag, lag bis 1848 das Gasthaus von Carl Friedrich Stern – ein beliebter Treffpunkt einheimischer und auswärtiger Kaufleute. Im September 1819 erlangte es traurige Berühmtheit, als von dort – wie in ganz Deutschland – pogromartige Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung auszubrechen drohten. Sie konnten durch das Militär jedoch schnell unterdrückt werden. Die sogenannten Hep-Hep-Krawalle, die am 2. August von Würzburg ausgegangen waren, verbreiteten sich rasch Richtung Norden. In der Schweriner Altstadt war die Lage besonders heikel: Dort hatte sich der Magistrat schon seit Jahrzehnten – wenig erfolgreich – der liberalen Judenpolitik des Herzogs widersetzt. Auch das Emanzipationsedikt von 1813 wurde blockiert – und nach 1815 zurückgenommen. Einer Flut judenfeindlicher Pamphlete in ganz Europa folgten 1819 handfeste Krawalle: In Schwerin wurde der Crivitzer Kaufmann Levin Ladewig mit Stockschlägen aus Sterns Gasthaus verjagt, eine grölende Menge warf die Fensterscheiben im Haus der Familie Holländer ein, und Flugblätter wie „Jud, Jud verreck!“ kursierten in den Straßen. Tote gab es nicht. Die beschönigenden Reaktionen jedoch zeigten, wie wenig die Ideen von Aufklärung und Toleranz bislang Fuß gefasst hatten – und wie sehr die jüdische Gemeinde weiterhin als „fremd“ wahrgenommen wurde.

Adresse

Großer Moor 12
19055 Schwerin
Deutschland

Geo Position
53.628237, 11.416371
Titel
Rabbinerhaus mit Stolpersteinen der Familie Mann
Stationsbeschreibung

„…die Gleichstellung der jüdischen Einwohner mit den christlichen zur Norm gemacht…” (Bittschrift an den Schweriner Magistrat, 1845)
Im Großen Moor 12 residierte seit 1840 der Großherzoglich-Mecklenburgische Landes-Rabbiner. Die Jüdische Gemeinde, im Innern gespalten, erreichte nach außen die bürgerliche Gleichberechtigung.

Trotz mangelnder Akzeptanz in der alten Schweriner Bürgerschaft wuchs die jüdische Gemeinde Anfang des 19. Jahrhunderts weiter. Viele Firmengründungen fallen in diese Zeit. Wirtschaftlich wie religiös wurde die Residenzstadt damit zum Zentrum der mecklenburgischen Judenschaft. 1830 zählte man bereits 314 Mitglieder (um 1875 war mit knapp 400 der Höchststand erreicht). Während die alte Hinterhofsynagoge in der Schlachterstraße [Station 4] schon 1819 durch ein größeres Gebäude ersetzt wurde, errichtete man im Großen Moor 12 ein Wohnhaus für den Landesrabbiner, der gemäß großherzoglichem Statut von 1839 in Schwerin seinen Dienstsitz haben sollte. Als erster residierte hier 1840-47 der Reformrabbiner Samuel Holdheim (1806-60), danach David Einhorn (1809-79). 1850 spaltete sich eine kleine orthodoxe Gemeinde ab, deren letzte Mitglieder sich jedoch nach 1880 der liberalen Hauptgemeinde wieder anschlossen. Auch in Magistrat und Bürgerschaft wehte nun ein liberalerer Geist: Spätestens ab 1869 konnte, wer wollte, als voller Stadt- und Staatsbürger in Schwerin leben – bis 1933. Nur allzu schmerzlich erinnern die vier Stolpersteine vor Haus 12 an die Opfer des NS-Rassenwahns. Am 10. Juli 1942 wurden u. a. Leo Mann, der letzte Kantor und Lehrer, und seine Frau Frieda nach Auschwitz deportiert.

Adresse

Schlachterstraße 3
Landesrabbiner-Holdheim-Straße 3
19055 Schwerin
Deutschland

Geo Position
53.628309, 11.415931
Titel
Synagoge und Gemeindehaus
Stationsbeschreibung

Zerstörung und Neuanfang
Seit 1773 bilden Synagoge und Gemeindehaus am Schweriner Schlachtermarkt das Zentrum jüdischen Lebens in der Stadt – bis heute, über alle Katastrophen hinweg.

Die erste Schweriner Gemeindesynagoge konnte 1773 im Hinterhof des Grundstücks Schlachtermarkt 3/5 errichtet werden. Schnell wurde der alte Tempel zu klein, und so ersetzte man ihn 1819 durch ein repräsentatives Gebäude im Fachwerkstil, das 1866 erweitert und neu ausgestaltet wurde. Mikwe und Gemeindeschule befanden sich im Vorderhaus. Nach 1875 gingen die Mitgliederzahlen von knapp 400 auf 151 im Jahr 1932 zurück. Zudem führte ein jahrelanger Streit um die Stellung der „Ostjuden“ 1925 zum Austritt der Israelitischen Gemeinschaft e. V. Die tiefe Spaltung konnte erst unter nationalsozialistischer Herrschaft überwunden werden. Am 9./10. November 1938 wurde die Synagoge geplündert und verwüstet, jedoch zum „Schutz der Nachbar*innen“ nicht in Brand gesetzt. Stattdessen musste sie von der Jüdischen Gemeinde selbst abgerissen werden. Die übrigen Häuser wandelte man zu Sammelunterkünften um – bis zur Deportation der letzten acht Bewohner*innen im November 1942. Der Gebäudekomplex wurde 1947/48 an die neue Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg rückübertragen und ein Betraum eingerichtet, nach 1973 fanden dort aber keine Gottesdienste mehr statt. Erst nach Wiederbegründung der Schweriner Gemeinde 1994 konnte am 3. Dezember 2008 an alter Stelle eine neue Synagoge durch Landesrabbiner William Wolff eingeweiht werden.

Adresse

Am Markt 4
Schusterstraße 1
19055 Schwerin
Deutschland

Geo Position
53.628633, 11.414305
Titel
Kaufhaus Kychenthal mit Stolpersteinen
Literatur
Zur Geschichte der Familie und des Kaufhauses vgl. auch Matthias Baerens: Die „Arisierung“ des jüdischen Kaufhauses Kychenthal in Schwerin, in: Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern, hrsg. Irene Diekmann, Potsdam 1998, S. 448-476.
Stationsbeschreibung

„Kychenthals Rückkehr”
Seit 1894 betrieb Louis Kychenthal sein Kaufhaus am Schweriner Markt – bis zur „Arisierung“ 1938/39. Erst 1996 wurde das Eigentum rückübertragen, 2014 besuchte der Enkel seine Geburtsstadt.

Die Schneiderfamilie Kychenthal war im mecklenburgischen Goldberg ansässig. Dort wurde 1863 Louis Kychenthal geboren. Der Kaufmann übernahm 1894 zusammen mit seiner Frau Anna geb. Marcus das Geschäft F. W. R. Schultz am Schweriner Markt Nr. 5. Der Handel mit Haushaltswaren, Stoffen und Kleidern lief gut, und so erweiterte die Familie ihr Wohn- und Geschäftshaus zweimal: 1906 um das linke Nachbargrundstück (Schusterstraße 1), 1930 um das rechte (Am Markt 4). Die beiden Söhne Ludwig (geb. 1897) und Willy (geb. 1907) wurden zu Mitinhabern. Bis 1933 hatten Kaufhaus und Familie ihren festen Platz im Leben der Stadt, dann begann die Ausgrenzung: Trotz Boykottaufruf blieb die langjährige Kundschaft ihrem „Kychenthal“ zwar treu, NSDAP und Behörden drängten aber auf einen Zwangsverkauf. Am Morgen des 9. November 1938 verwüsteten SS-Leute Privatwohnung und Kaufhaus. Louis Kychenthal samt Söhnen wurde – wie alle 16 jüdischen Männer – in Neustrelitz inhaftiert und erst nach Unterzeichnung eines „Kaufvertrages“ freigelassen. Den Söhnen samt Familie gelang 1939 die Flucht nach Chile. Der Vater blieb und wurde am 11. November 1942 nach Theresienstadt deportiert. An seinen Tod 1943 – wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag – erinnert heute ein Stolperstein. Die Familiengeschichte ist seit 2017 als Unterrichtsmaterial verfügbar.

Adresse

Weinbergstraße 1
19061 Schwerin
Deutschland

Geo Position
53.618893, 11.420064
Titel
Optional: Villa Hammerstein, ehem. Schloßpark-Sanatorium
Stationsbeschreibung

„Sonnige Lage inmitten des Schloßparks, umgeben von Seen und Wäldern, 10 Minuten vom Stadtzentrum“ (Prospekt des „Schloßpark-Sanatoriums“ Schwerin, 1930er Jahre)
In der Weinbergstraße 1 unterhielt das Ärzte-Ehepaar Rosenhain-Hammerstein seit 1931 eine Privatklinik für Nervenkranke – bis zu ihrer Flucht in die USA 1935/36. Danach zog die Geheime Staatspolizei ein.

Wer am Ende dieses Spaziergangs noch einen Abstecher zurück zum Schweriner Schloss machen möchte, der wird am Rande des Schlossgartens, in der Weinbergstraße 1, die Villa Hammerstein finden: 1907 erbaut, wurde dort 1925 das exklusive Schloßpark-Sanatorium für Nervenkranke eingerichtet. Im Oktober 1931 übernahmen Dr. Gertrud Rosenhain-Hammerstein (1887 geboren) und ihr Mann Dr. Erich Rosenhain (1888 geboren), die Leitung der Privatklinik – bis November 1935. Zuvor war ihnen auf Anordnung der Polizeibehörde die Zulassung entzogen worden. Sie klagten vor dem Landesverwaltungsgericht – und gewannen den Prozess. Doch das Urteil wurde ignoriert. Dr. Rosenhain musste noch im Dezember nach New York fliehen, im Februar folgten Frau und Kinder. Die Tochter Gabriele (1923 geboren) war bereits im Mai 1935 ausgereist. Per „Kaufvertrag“ von 1938 ging das Anwesen an die Geheime Staatspolizei über, die von ihrem neuen Dienstsitz aus auch die Deportation der jüdischen Bevölkerung organisierte. Nach 1945 folgten die Sowjetische Militäradministration und andere Einrichtungen, ab Mai 1958 die Kinderklinik des Bezirkskrankenhauses – bis 1990. Kurzzeitig Asylbewerberheim, stand die Villa ab Ende 1992 leer und wurde erst nach einem spektakulären Prozess 1996 an die Erbin Gabriele Hammerstein rückübertragen.

Adresse

Friedensstraße 55
19053 Schwerin
Deutschland

Geo Position
53.632861, 11.402787
Titel
Optional: Wohnhaus Hugo Mehler und Jüdische Landesgemeinde
Stationsbeschreibung

„…um allen Juden wieder Kultusstätten zu geben, wie sie z. B. in Schwerin seit 600 Jahren bestanden, …” („Aufruf an jüdische Mitbürger“, 8. Januar 1947)
1948 wurde die neue Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg gegründet – bereits 1946 fand sich dazu in der ehemaligen Grenadierstraße 55 der Vorbereitende Ausschuß zusammen.

Keine fünfzehn Gehminuten vom Markt entfernt, in der Paulsstadt, findet sich in der Friedensstraße 55 das ehemalige Wohnhaus von Hugo Mehler (1880-1967). Bis 1938 unterhielt er dort eine eigene Heizungsbau-Firma. Nur durch seine Ehe mit einer „Arierin“ konnte er in Schwerin überleben. Auf Mehlers Initiative kam 1946 in der damaligen Grenadierstraße der Vorbereitende Ausschuß zur Bildung einer jüdischen Kultusvereinigung Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Dieser setzte sich nicht nur für die Wiederbelebung jüdischen Gemeindelebens, sondern auch – politisch besonders heikel – für die Rückgabe jüdischen Eigentums ein. Trotz massiver Widerstände gelang im Juni 1948 die Anerkennung als Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg (K.d.ö.R.). Auf Befehl der SMAD erhielt sie ihre Vermögenswerte zurück, darunter den Schweriner Friedhof und – bereits 1947 – die Gemeindehäuser. Doch schon bald schmolz die Zahl der Mitglieder von anfangs 112 (davon 26 in Schwerin) auf 39 im Jahr 1961 zusammen, nicht zuletzt aufgrund einer anhaltenden Fluchtwelle: 1956 setzte sich auch der erste Vorsitzende und Jurist Dr. Franz Unikower (1901-97) in den Westen ab. Hugo Mehler übernahm erneut die Leitung, bis 1962. Nach 1972 löste sich die Landesgemeinde faktisch auf. 1989 hatte sie noch ganze drei Mitglieder – bis zur Einwanderung aus der Sowjetunion.

Adresse

Am Heidensee 1
Ecke Bornhövedstraße
19055 Schwerin
Deutschland

Geo Position
53.637611111111, 11.431972222222
Titel
Optional: Alter jüdischer Friedhof
Literatur
Die wechselvolle Geschichte der Jüdischen Friedhöfe nach 1945 untersuchte Axel Seitz, Geduldet und Vergessen. Die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg zwischen 1948 und 1990, Bremen 2001, S. 45-58 (Kap. 5).
Stationsbeschreibung

„Zur Erinnerung an den Jüdischen Friedhof, der dem Terror zum Opfer fiel.” (Gedenkstein vom Oktober 1948)
Der alte Jüdische Friedhof an der Bornhövedstraße – 1717 angelegt, 1945 völlig zerstört – könnte in Zukunft wieder genutzt werden.

Wer heute nach dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde Schwerin fragt, wird auf den Waldfriedhof im Süden der Stadt verwiesen werden, wo am 28. Juni 2000 eine eigene Begräbnisfläche eingeweiht wurde. Wäre es nach dem Willen der 1994 neu begründeten Gemeinde gegangen, wäre diese an den historischen Ort zurückgekehrt: Ein erster Friedhof konnte 1696 am Windmühlenberg beim Pfaffenteich (heute Schweinemarkt/Apothekerstraße) angelegt werden. Da dort jedoch Sand abgebaut werden sollte, wurde der Friedhof 1717 an den Schwälkenberg beim Heidensee verlegt und später mehrfach erweitert. Zuletzt (1940) hatte er eine Größe von 6.000 m², wurde während des Zweiten Weltkrieges jedoch geschändet, zur Flakstellung ausgebaut und schließlich ganz zerstört. Ab 1947 bemühte sich die Gemeinde um eine Wiederherstellung, so dass dort – einige wenige – Beerdigungen stattfinden konnten. Das heutige Areal erstreckt sich entlang der Bornhövedstraße, wird von dieser seit 1950 jedoch durchschnitten. Der Zugang liegt im nördlichen Teil (Am Heidensee 1), wo 1948 auch ein Gedenkstein gesetzt wurde. Im südlichen Teil (Bornhövedstraße 79) ist noch die historische Feierhalle von 1899 mit zwei Gedenktafeln im Innern erhalten. Die Fläche gleich daneben wurde 1953 für den Bau einer Kläranlage abgetrennt.

Geo Json
{
"features": [
{
"type": "Feature",
"properties": {},
"geometry": {
"coordinates": [
[
11.416097,
53.626243
],
[
11.415488,
53.626653
],
[
11.415229,
53.626841
],
[
11.414623,
53.627257
],
[
11.414447,
53.627375
],
[
11.414618,
53.627519
],
[
11.414886,
53.627797
],
[
11.414915,
53.627894
],
[
11.414978,
53.628278
],
[
11.415835,
53.628189
],
[
11.415934,
53.628182
],
[
11.416285,
53.628147
]
],
"type": "LineString"
},
"id": "3086d460075b82114914e1165ceb07c0"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {
"accuracy": "point",
"place_name": "Am Markt 4, 19055 Schwerin, Germany"
},
"geometry": {
"coordinates": [
11.414359,
53.628687
],
"type": "Point"
},
"id": "address.1907407876788518"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {
"accuracy": "street",
"place_name": "Am Heidensee, 19055 Schwerin, Germany"
},
"geometry": {
"coordinates": [
11.432036,
53.637557
],
"type": "Point"
},
"id": "address.2429353105535840"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {
"accuracy": "point",
"place_name": "Weinbergstraße 1, 19061 Schwerin, Germany"
},
"geometry": {
"coordinates": [
11.420147,
53.61892
],
"type": "Point"
},
"id": "address.4026936135116456"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {
"accuracy": "street",
"place_name": "Landesrabbiner-Holdheim-Straße, 19055 Schwerin, Germany"
},
"geometry": {
"coordinates": [
11.415952,
53.628378
],
"type": "Point"
},
"id": "address.4773980776230372"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {
"accuracy": "point",
"place_name": "Puschkinstraße 52, 19055 Schwerin, Germany"
},
"geometry": {
"coordinates": [
11.414654,
53.627394
],
"type": "Point"
},
"id": "address.5117480933158990"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {
"accuracy": "street",
"place_name": "Friedensstraße, 19053 Schwerin, Germany"
},
"geometry": {
"coordinates": [
11.402794,
53.632921
],
"type": "Point"
},
"id": "address.5590595071784520"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {
"accuracy": "point",
"place_name": "Großer Moor 12, 19055 Schwerin, Germany"
},
"geometry": {
"coordinates": [
11.416338,
53.628212
],
"type": "Point"
},
"id": "address.6243495353207726"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {
"accuracy": "street",
"place_name": "Schloßstraße, 19053 Schwerin, Germany"
},
"geometry": {
"coordinates": [
11.416101,
53.626236
],
"type": "Point"
},
"id": "address.7597423428211844"
},
{
"type": "Feature",
"properties": {},
"geometry": {
"coordinates": [
[
11.415948,
53.62818
],
[
11.415997,
53.628413
],
[
11.416084,
53.628686
],
[
11.415205,
53.628847
],
[
11.415214,
53.628869
],
[
11.414633,
53.628979
],
[
11.414421,
53.628663
]
],
"type": "LineString"
},
"id": "afabc6a4d523b88975a07b63007bb4f7"
}
],
"type": "FeatureCollection"
}
Autor
Johannes Schwarz

Neuen Kommentar hinzufügen

Das Sprachkürzel des Kommentars.