Berlin-Mitte

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Bis zum Ende des Kaiserreichs 1918 war das heutige Berlin-Mitte das Zentrum der Hauptstadt. Erst nach dem Ersten Weltkrieg und mit der Gründung Gross-Berlins 1920 entstand in den 1920er Jahren mit Tauentzien und Kurfürstendamm ein boomendes zweites Zentrum im Berliner Westen.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Orten, die von jüdischen Bürger*innen der Stadt bewohnt, besucht und geprägt wurden. Seien es Orte und Bauten, die mit der jüdischen Gemeinde zu tun hatten wie Synagogen, Schulen – z.B. die Orthodoxe Synagoge und Mädchenmittelschule der jüdischen Gemeinde in der Kaiserstraße und Friedhöfe oder Vereine oder Geschäfte, die oft viele Jahrzehnte bestanden und wo die Berliner oder touristische Kund*innenschaft –jüdisch oder nicht-jüdisch - einkaufte. 
In manchen Geschäften wurden ausschließlich oder unter anderem Produkte verkauft, die eine jüdische Klientel adressierten, wie Ritualgegenstände, hebräische Bücher oder koschere Produkte. So gab es auch Vereinigungen, die sich z.B. mit dem Erhalt und der Pflege der jüdischen Buchkultur beschäftigten, wie die Soncino-Gesellschaft und jüdische Verlage, wie der Verlag M. Poppelauer, der u.a. religiöse Literatur druckte. Beim Sortiment anderer Geschäfte, z.B. im Textileinzelhandel, der traditionell unter jüdischen Geschäftsleuten stark vertreten war – ob nun in Läden, wie dem Luxus- und Lederwarengeschäft Albert Rosenhain in der Leipziger Straße , Fabriken, wie der Wäschefabrik Müller und Sussmann oder riesigen Warenhäusern, wie dem Textilkaufhaus Gerson am Werderschen Markt oder dem bekannten Modehaus Tuteur , spielte die Religion der adressierten Kund*innenschaft keine Rolle.
Doch auch in anderen Sparten waren jüdische Arbeiter*innen und Geschäftsleute zu finden. Ein Beispiel hierfür ist die Zigarettenfabrik Manoli. Die Jüdischkeit der Geschäftsinhaber*innen stellte sich so vielfältig dar, wie die verschiedenen Richtungen im Berliner Judentum und hatte unterschiedliche Ausprägungen - oft wissen wir heute auch nichts darüber. Denn fast alle Geschäfte jüdischer Geschäftsleute wurden entweder unter Druck zwangsverkauft und „arisiert“ oder, falls noch nicht geschehen, während der nächtlichen Pogrome am 10. und 11. November 1938 zerstört und danach „liquidiert“. Der Berliner Textilgroßhändler Martin Friedländer protestierte 1935 ganz öffentlich gegen diese rassistische Gesetzgebung.

In den Sammlungen des Jüdischen Museums Berlin befinden sich viele Objekte zu zahlreichen Orten der Berliner jüdischen Geschichte, in vielen Fällen wurden sie von Mitgliedern emigrierter Familien gestiftet. Anstoß für dieses Themenfeature war eine Entdeckung aus dem Jahr 2020: In der Nähe des Alexanderplatzes wurden bei Bauarbeiten Überreste der Backstube der Konditorei Moritz Dobrin entdeckt, die das JMB filmisch dokumentierte. Lassen Sie sich überraschen!

 

 

Bild
Oben links: Kaufhaus Gerson (Neubau), 1896, Foto: zlb.de, Public Domain; Unten links: Geschäft Albert Rosenhain, 1896, Foto: zlb.de, Public Domain; Oben Mitte: Reklamemarke des Modehauses Kersten&Tuteur, Sammlung JMB; Oben rechts: Annonce der Konditorei Dobrin in der Allgemeinen Zeitung des Judenthums, 15. März 1907, Sammlung JMB; Unten rechts: Mitarbeiter der Firma Manoli, 1917, Sammlung JMB
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Berlin Mitte
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Bis zum Ende des Kaiserreichs 1918 war das heutige Berlin-Mitte das Zentrum der Hauptstadt. Erst nach dem Ersten Weltkrieg und mit der Gründung Gross-Berlins 1920 entstand in den 1920er Jahren mit Tauentzien und Kurfürstendamm ein boomendes zweites Zentrum im Berliner Westen.

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